Maßnahmen zur Schadstoffreduktion sparen jede Menge Arzneimittel
Rund 600 Euro kostet es im Schnitt, ein altes Auto umweltzonentauglich zu machen. Seit 2008 sperren deutsche Städte in einzelnen Gebieten die größten Dreckschleudern aus, um bei der Feinstaubbelastung wieder die Grenzwerte einzuhalten. Das hat Umrüstungen im Wert von 120 Millionen Euro notwendig gemacht, schreiben Alexander Rohlf vom Berliner Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change und Kollegen.
Sie wollten wissen, ob sich diese Investition auch wirtschaftlich bezahlt gemacht hat, weil sich der positive Gesundheitseffekt der besseren Luft u.a. in den Medikamentenausgaben widerspiegelt. Mithilfe der AOK haben die Wissenschaftler die Ausgaben für Medikamente gegen obstruktive Atemwegs- und gegen Herzerkrankungen von 2,7 Millionen Versicherten zusammengetragen, die zwischen 2008 und 2013 in 49 deutschen Umweltzonen lebten. Diese wurden mit den Feinstaubwerten verglichen.
Im untersuchten Zeitraum, so das Ergebnis, ist es durch die Maßnahme gelungen, den PM10-Gehalt der Luft um 5,9 % zu reduzieren. Im gleichen Zeitraum waren die Ausgaben für die untersuchten Arzneimittel um 2,8 % bzw. 3,8 % gesunken. Hochgerechnet auf die insgesamt 21,3 Millionen Menschen, die in den Gebieten lebten, hatten die Krankenkassen jedes Jahr 15,8 Millionen Euro für Medikamente eingespart.
Damit hätten sich gesamtwirtschaftlich gesehen bereits allein durch diesen Effekt die Investitionen für die Umrüstung nach elf Jahren ausgezahlt, schätzen Rohlf und Kollegen. Dabei seien in ihre Berechnungen andere positive Auswirkungen, beispielsweise in Bezug auf die Mortalität oder die Ausgaben für andere, nicht-medikamentöse Therapien, noch gar nicht mit eingeflossen. „Wir erwarten, dass der Gesamtbenefit der Umweltzonen die von uns errechneten Werte noch deutlich überschreitet“, schreiben die Autoren.
Quelle: Rohlf A et al. Economics Letters 2020; 192: 109221; DOI: 10.1016/j.econlet.2020.109221