Wie sich Opioide auf die Verkehrstüchtigkeit auswirken
Das Team um Dr. Maren Cecilie Strand von der Abteilung für forensische Wissenschaften der Universitätsklinik Oslo nahm 22 gesunde Freiwillige in eine prospektive Studie auf und ließ sie Methadon (5 bzw. 10 mg), Buprenorphin (0,2 bzw. 0,4 mg sublingual) oder ein Placebo einnehmen. Zwischen den Gaben der einzelnen Präparate lagen jeweils mindestens zehn Tage.
Die Wissenschaftler untersuchten dann die Fahrtüchtigkeit im normalen Verkehr auf einer Schnellstraße bei konstanter Geschwindigkeit von 95 km/h in Gegenwart eines ausgebildeten Fahrlehrers. Dabei maßen sie die „Standardabweichung der lateralen Position“ (SDLP) beim Fahren. Außerdem unterzogen sich die Probanden einer Reihe von kognitiven und psychomotorischen Tests.
Die SDLP zeigte zwar keine signifikanten Unterschiede zwischen den fünf verschiedenen Bedingungen. Allerdings nahm der Wert unter der höheren Buprenorphin-Dosis zu, ähnlich einem „Schlangenlinienfahren“. Die Abweichung lag aber unter der, die bei einer Blutalkoholkonzentration von ca. 0,5 ‰ auftritt.
Betrachtete man jedoch die Fahrer individuell, ließ sich nicht vorhersagen, welche Wirkung das jeweils eingenommene Medikament im Einzelfall tatsächlich haben würde. So beendeten vier Teilnehmer von sich aus den Fahrtest, da sie sich müde fühlten. Mit beiden Opioiden fielen die kognitiven und psychomotorischen Leistungen vor allem unter den höheren Dosen schlechter aus, z.B. bei der Messung der Reaktionszeit und der Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung.
Effekt schwer vorherzusagen, Auto am besten stehen lassen
Es ist unmöglich, bei einem Patienten von vornherein abzuschätzen, wie er auf eine übliche analgetische Dosis von Buprenorphin oder Methadon reagieren wird, betonen die Experten. Die verschreibenden Ärzte müssten daher die Betroffenen immer aufklären, dass darunter ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt sein könne – und sie am besten die Hände vom Steuer lassen sollten.
Quelle: Strand M et al. Br J Clin Pharmacol 2019; 85: 442-453