Rheumatoide Arthritis Wie sich Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf die RA auswirken
Der Klimawandel wird auch bei Patienten mit rheumatoider Arthritis seine Spuren hinterlassen, prognostizieren Tim Filla von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und seine Kollegen. Basis für diese Einschätzung ist eine Auswertung von Daten ihrer Rheumakohorte zum Einfluss des Klimas auf rheumatische Symptome. Dabei setzten die Wissenschaftler die im Rahmen der Grundversorgung bei den Patienten erhobenen Gelenkschmerzen und -schwellungen mit der zum Untersuchungszeitpunkt herrschenden Luftfeuchtigkeit und Temperatur in Relation. Insgesamt gingen die Daten von 1.672 RA-Patienten (15.000 Visiten) und 444 SpA-Patienten (2.471 Visiten) in die Studie ein. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer betrug 55,5 bzw. 49,7 Jahre. Die ermittelte mediane Umgebungstemperatur lag bei 11,1 °C bzw. 11,8 °C, die mediane relative Luftfeuchtigkeit bei 77 %.
Die Auswertung ergab, dass die Anzahl geschwollener Gelenke mit Zunahme der Umgebungstemperatur linear anstieg, und zwar um den Faktor 1,08 pro 10 °C Temperaturunterschied. Ödeme, eine Varikose und eine hitzebedingt vermehrte Durchblutung waren als Ursache für die Schwellungen ausgeschlossen, da man sich in der Untersuchung allein auf die Befunde an den Fingergelenken fokussierte. Die Luftfeuchtigkeit hatte die gegenteiligen Effekte der Temperaturerhöhung: Mit ihrem Anstieg sank die Anzahl der geschwollenen Gelenke.
Die Schmerzen an den Fingergelenken waren von der Temperatur unabhängig, nahmen aber – in geringerem Maß als die Schwellungen – bei stärkerer Humidität leicht ab. In der SpA-Kohorte ließen sich keine Effekte des Klimas nachweisen – weder auf Schmerz noch auf Schwellung.
Der durch den Klimawandel erwartete Anstieg der Durchschnittstemperaturen, kombiniert mit längeren Trockenperioden und stärkeren Temperaturschwankungen, lässt befürchten, dass die Krankheitsaktivität bei RA-Patienten in Zukunft ansteigt, fasste Filla die Studienergebnisse zusammen. Für valide Prognosen sind nun Untersuchungen an größeren Kohorten erforderlich. Die Düsseldorfer Kollegen planen dazu weitere Auswertungen in ihren Ambulanzkohorten und von Gelenkuntersuchungen in der Normalbevölkerung.
Quelle: Deutscher Rheumatologiekongress 2023