Wissen, Trost und Austausch – vertrauenswürdige Quellen in sozialen Medien
Die Diabetes Online Community (DOC) ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Darauf hat Kelly Close, Gründerin des US-amerikanischen Portals „Close Concerns“ und der DiaTribe-Stiftung hingewiesen. So hätten sich die Followerzahlen der wichtigsten Twitter-Konten, die sich mit Diabetes befassen, zwischen 2013 und 2021 zum Teil vervierfacht. In der DOC engagieren sich neben Menschen mit Diabetes auch Fachgesellschaften, Diabeteskliniken, Hersteller von Diabetestechnik und anderweitig in der Diabetologie tätige Personen. „Medizinisches Fachpersonal, das sich in den sozialen Medien engagiert, steht in der DOC hoch im Kurs“, berichtete Close.
Dabei handelt es sich keineswegs um sinnlos verdaddelte Zeit, wie in einer Studie zu den Auswirkungen des Austauschs in der Diabetes-Community auf die Stoffwechsellage gezeigt werden konnte.1 „Jeder Punkt mehr beim DOC-Engagement geht mit einer um 33,8 % geringeren Wahrscheinlichkeit einher, einen HbA1c-Wert von mindestens 7 % zu haben“, betonte Close.
Für Menschen mit Typ-1-Diabetes sei die DOC nach ihrem Diabetesteam bereits die zweitwichtigste Anlaufstelle. Diabetologen seien oft skeptisch, weil die über die Community erhältlichen Informationen weder reguliert noch kuratiert werden. Dennoch sollten sie Patienten aktiv zum Austausch in der DOC ermuntern, fand Close: „Die Vorteile überwiegen gegenüber den Bedenken.“
Das sieht auch der britische Diabetologe und „Twitter-Star“ Professor Dr. Partha S. Kar (@parthaskar) aus Portsmouth so. Für ihn ist die Unterstützung anderer (sog. Peer Support) durch die (Online-)Community neben Selbstmanagement und Zugang zu geschulten Diabetesprofis eine der drei zentralen Säulen für ein erfolgreiches Diabetesmanagement. Im Alltag seien Menschen mit Diabetes zu 99,98 % der Zeit mit ihrer Erkrankung auf sich allein gestellt. Gleichzeitig verbrächten sie – wie viele anderen auch – häufig Zeit mit sozialen Medien. „Da ist es logisch, dass sie auf diesem Wege Kontakt zu anderen Betroffenen suchen.“
Soziale Medien als Quelle, den Diabetes besser zu verstehen
Man könne online zwar viele unsinnige und z.T. auch gefährliche Ratschläge finden, „andere Nutzer kommentieren und korrigieren diese jedoch meist sehr schnell. Da gibt es eine natürliche Regulation“, sagte Prof. Kar. Seine Rolle als Diabetologe sieht er deshalb nicht als Gatekeeper, sondern eher als Lotse. Für ihn seien die sozialen Medien eine wichtige Quelle, um die Herausforderungen des Lebens mit Diabetes noch besser zu verstehen.
Sichere Anlaufstellen im Netz
1. Litchman ML et al. J Diabetes Sci Technol 2019; 13: 466–492; DOI: 10.1177/1932296819831042
Quelle: 14th International Conference on Advanced Technologies & Treatments for Diabetes (ATTD)