Postpartale Depression Wochenbett im World Wide Web
Jede fünfte Frau kämpft nach der Geburt mit weit mehr als dem normalen „Baby Blues“. Wochenbettdepressionen entwickeln sich innerhalb der ersten vier Wochen nach Entbindung – und betreffen nicht nur die Mutter. Sie stehen auch einer gesunden Beziehung zum Kind im Weg und wirken sich potenziell auf dessen Entwicklung aus. Eine Therapie kann helfen; in Zeiten einer globalen Pandemie ist diese aber nicht immer einfach zugänglich. Wesentlich leichter gestaltet sich hingegen die Teilnahme an webbasierten Veranstaltungen.
Angststörungen und EPDS-Score werden reduziert
Professor Dr. Ryan van Lieshout von der McMaster University in Hamilton und Kollegen prüften den Effekt des zusätzlichen Einsatzes von kognitiver Verhaltenstherapie in Form von interaktiven Onlineseminaren auf die betroffenen Mütter und ihre Kinder. In die Studie eingeschlossen wurden 403 Frauen mit diagnostizierter postpartaler Depression (EPDS-Score > 10) und einem durchschnittlichen Alter von 32 Jahren. Die Hälfte von ihnen nahm in den folgenden zwölf Wochen zusätzlich zur Standardbehandlung (bestehend z.B. aus medikamentöser und/oder psychologischer Therapie) an einem internetbasierten Tagesworkshop teil. Nach den zwölf Wochen erfolgte eine zweite Erhebung.
Die Intervention ließ den EPDS-Score der Teilnehmerinnen sinken und verringerte die beschriebenen Angststörungen deutlich. Die Chancen, jeweils eine klinisch relevante Verbesserung zu erreichen, waren im Vergleich zur anderen Gruppe vierfach bzw. dreifach so hoch. Das spiegelte sich auch in einer besseren Mutter-Kind-Beziehung wider. Die Babys zeigten ebenfalls positive Veränderungen bezüglich Affektivität und Begeisterungsfähigkeit.
Aufgrund der überzeugenden Ergebnisse empfehlen die Wissenschaftler den Einsatz solcher Workshops als einfach zugänglichen und kostengünstigen ersten Schritt. Dieser könne sowohl zur Behandlung dienen als auch zur Evaluierung, welche Frauen im Anschluss weiter therapeutische Hilfe benötigen.
Quelle: van Lieshout RJ et al. JAMA Psychiatry 2021; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2021.2488