Intrakranielle Aneurysmen Zeitbombe im Kopf
Die meisten arteriellen Gefäßaussackungen verursachen keine Symptome. Wenn doch, handelt es sich häufig um unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerz und Schwindel. Je nach Lage und Größe kann es aber auch zu Sehstörungen, epileptischen Anfällen oder eine Hemiparese kommen, schreibt das Autorenteam um Dr. Rabih Tawk von der Neurochirurgie an der Mayo Clinic in Jacksonville.
Zu den Risikofaktoren für ein Wachstum des Aneurysmas zählen weibliches Geschlecht, Hypertonie und Nikotinabusus, aber auch ein initial großer Umfang oder eine Lokalisation im posterioren Circulus arteriosus cerebri. Ein Aneurysma-Screening bleibt bisher meist Patienten mit familiärer Belastung vorbehalten. Empfohlen wird eine erneute bildgebende Untersuchung sechs bis zwölf Monate nach Detektion. Anschließend genügen bei stabilem Befund zunächst jährliche Kontrollen, später alle zwei bis fünf Jahre.
Bei diesen Erbkrankheiten auf ein Aneurysma screenen
- arteriovenöse Malformationen
- fibromuskuläre Dysplasie
- Aortenisthmusstenose
- Marfansyndrom
- Ehlers-Danlos-Syndrom Typ IV
- autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung
- familiärer Hyperaldosteronismus Typ 1
- Sichelzellanämie
- Moyamoya
Gewollte Thrombose mit Platinspirale
Die Behandlung kann interventionell oder operativ erfolgen. Beim mikrochirurgischen Clipping wird das Aneurysma nach einer offenen Kraniotomie durch Abklemmen ausgeschaltet. In mehr als 90 % der Fälle gelingt dadurch eine komplette Obliteration. Die endovaskuläre Therapie erfolgt am häufigsten mittels Coiling: Dabei werden Platinspiralen in die Gefäßausstülpung vorgeschoben, sodass diese thrombosiert. Daneben gibt es noch weitere Verfahren, die sich z.B. für größere Exemplare oder solche mit weitem Hals eignen. Inzwischen werden intrakranielle Aneurysmen zunehmend kathetergestützt behandelt. Diese endovaskuläre Sanierung ist zwar mit einer höheren Rezidivrate behaftet, aber hinsichtlich des Invaliditätsrisikos und anderer Komplikationen der Operation überlegen.Optionen für die endovaskuläre Therapie
Rupturiertes Aneurysma ohne Skalpell flicken
Dank der neuen Techniken und Devices können die meisten Patienten mit rupturiertem Aneurysma heute endovaskulär behandelt werden. Eine Ausnahme bilden z.B. Wandveränderungen mit weitem Hals, die sich für ein ballonassistiertes Coiling nicht eignen. Zwar käme dann theoretisch ein stentassistiertes Coiling infrage, was sich aber in dieser Situation aufgrund der dafür notwendigen dualen Plättchenhemmung meist verbietet. Auch Patienten mit Begleithämatomen können oft nur chirurgisch behandelt werden.Quelle: Tawk RG et al. Mayo Clinic Proc 2021; 96: 1970-2000; DOI: 10.1016/j.mayocp.2021.01.005