Welt-HPV-Tag Zervixkarzinom und weitere Tumoren endlich wegimpfen!
Der Durchbruch kam vor 15 Jahren. So lange gibt es die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) – die Auslöser des Zervixkarzinoms und weiterer Tumorarten – bereits. Leider nehmen Patienten diese Option in Deutschland noch zu selten wahr. Die Initiative Vision Zero e.V. fordert daher eine bessere Aufklärung über den Nutzen der Impfung und einen einfachen Zugang zu ihr.
Häufige Infektionen und Inzidenzen
Die sexuell übertragbaren Krankheitserreger sind weit verbreitet: Rund 80 % aller Menschen stecken sich während ihres Lebens damit an, bei etwa 10 % wird die Infektion chronisch. Je nach HPV-Typ können sich Karzinome im Zervix, in der Vagina, der Vulva, am Penis, am Anus und der Mundhöhle bilden. Zudem sind sie für Genitalwarzen verantwortlich.
In Deutschland erkranken jährlich etwa 6.250 Frauen und 1.600 Männer neu an solchen HPV-assoziierten Karzinomen. Die häufigste Form aber ist das Zervixkarzinom, pro Jahr sind rund 4.500 Frauen neu davon betroffen, 1.500 von ihnen versterben daran – und das oft schon im mittleren Erwachsenenalter.
Aber auch die Vorstufen des Zervixkarzinoms, die zervikalen intraepithelialen Neoplasien (CIN), bringen große Belastungen mit sich. Bei etwa 56.000 Frauen pro Jahr müssen sie durch einen chirurgischen Eingriff entfernt werden. Diese Konisation führt zu einem anhaltend erhöhten Risiko für Frühgeburten. Viel Leid also, das nicht sein müsste.
HPV-Impfung schützt
Die HPV-Impfung könnte vorbeugen. Sie ist gut verträglich und bietet einen ausgezeichneten Schutz. In Studien senkte sie das Risiko für die Vorstufen von Zervix- und Analkarzinom um über 90 beziehungsweise um 76 %. Die Schutzwirkung gegenüber dem Zervixkarzinom selbst betrug zwischen 63 bis zu 87 %.
Am wirksamsten ist die Impfung, wenn sie vor dem ersten Sexualkontakt abgeschlossen ist, dies zeigte sich in einer Studie in England, wo das nationale HPV-Immunisierungsprogramm das Zervixkarzinom bei nach dem 1. September 1995 geborenen Frauen, fast eliminiert hat. Die STIKO empfiehlt Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren zwei Impfdosen im Abstand von mindestens fünf Monaten. Und: Versäumte Impfungen können mit insgesamt drei Dosen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren nachgeholt werden.
Richtungswechsel nötig
Das Problem: Lediglich die Hälfte (~51 %) der 18-jährigen Frauen in Deutschland haben einen vollständigen Impfschutz, die 18-jährigen Männer sind fast ungeschützt (1,3 %). Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die EU wollen das ändern. Sie streben für das Jahr 2030 eine Impfquote von 90 % bei 9- bis 14-jährigen Mädchen an, bei Jungen soll die Quote ebenfalls signifikant erhöht werden.
„Durch HPV verursachter Krebs und seine Vorstufen sowie entstellende Genitalwarzen sind fast alle durch die sehr gut verträgliche und sehr wirksame Impfung vermeidbar“, betont Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ). „Ärztinnen und Ärzte und alle, die Zugang zu Eltern und Kindern ab 9 Jahren haben, sind aufgefordert, diesen die HPV-Impfung nahezubringen.“
Experten sehen Deutschland hier jedoch weit hinten. Und wenn die Politik nichts ändert, werden diese Quoten niemals erreicht. Vision Zero e.V. ruft daher am Welt-HPV-Tag dazu auf, ein breites gesellschaftliches Bündnis für eine höhere Impfquote zu schmieden.
Schulen und Apotheken einbeziehen
Für die Förderung und Durchführung der Impfung gegen HPV kämen nach Ansicht der Initiative für ein neues Handeln in der Onkologie auch die Schulen und Apotheken in Betracht. Länder in denen dort aufgeklärt und geimpft wird, haben deutlich höhere Impfquoten als Deutschland. Dazu gehören etwa Norwegen und Großbritannien mit Quoten über 80 % bei Mädchen. In Australien haben sogar schon 70 % der Jungen einen vollständigen Impfschutz.
Derart hohe Impfquoten führen dazu, dass HPV-assoziierte Karzinome über kurz oder lang kein Gesundheitsrisiko mehr darstellen. „Würde die Impfung konsequent in Anspruch genommen, könnten wir diese Erkrankungen auch bei uns vollständig zum Verschwinden bringen“, ist Prof. Dr. Christof von Kalle, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats bei Vision Zero e.V., überzeugt. „Das Ziel der Vision Zero Initiative, die Zahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle gegen null zu bringen, lässt sich für diese Krebsarten tatsächlich erreichen.“
Quelle: Pressemitteilung Vision Zero e.V.