ESC Congress 2023
25. –28. August 2023
Vom 25. bis 28. August 2023 fand der ESC Congress in Amsterdam statt. Hier finden Sie unsere Highlights und Berichte rund um die Veranstaltung.
In neun HotLine-Sessions wurden auf dem Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Amsterdam vom 25. bis zum 28. August insgesamt 30 besonders herausragende Studien präsentiert und diskutiert.
Hinzu kamen Leitlinien-Neufassungen, Updates, Poster-Präsentationen und hunderte Sessions. Viel zu viel, um alle Neuigkeiten erfassen zu können.
Das Medical Tribune-Team hat daher drei renommierte Kardiologen gebeten, fünf der interessantesten Studien herauszugreifen und einzuordnen.
Mehr zu den Studien »
STEP-HFpEF: Semaglutid reduziert Gewicht und Herzinsuffizienz-Symptome
Direkt in der ersten Hotline-Session ging es um das in den Medien oft hochgelobte und zurzeit vielfach nicht verfügbare Semaglutid.
Die STEP-HFpEF-Studie überprüfte den Gewichtsverlust und die Symptomverbesserung bei gleichzeitig bestehender HFpEF. In die randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie wurden insgesamt 529 Patientinnen und Patienten bei einem Follow-Up von 52 Wochen eingeschlossen.
Im Vergleich zur Kontrollgruppe konnte der Semaglutid-Arm einen nahezu doppelt so hohen Zugewinn im KCCQ-CSS vorweisen (+16,6 Punkte Semaglutid; +8,7 Punkte Placebo), bei einer Gewichtsreduktion um -13,3% gegenüber -2,6%.
Prof. Dr. Stephan Baldus aus Köln ordnet die positiven Ergebnisse im Video kritisch ein.
COP-AF: Colchicin schützt das Herz perioperativ nicht
Kann das antiinflammatorisch wirkende Colchicin perioperatives Vorhofflimmern und die häufig zu beobachtenden Myokardschädigungen bei thoraxchirurgischen Eingriffen verhindern?
Die COP-AF-Studie ging dieser Frage nach.
Das ernüchternde Ergebnis: Keiner der beiden primären Endpunkte wurde statistisch signifikant erreicht.
Doch gibt es vielleicht einen Unterschied zur Kardiochirurgie?
Herz- und Thoraxchirurg Prof. Dr. Hans-Joachim Schäfers aus Homburg äußert im Video eine interessante Einschätzung.
QUEST: 11 TCM-Pflanzen bessern HFrEF
Eine Studie mit einem pflanzlichen Medikament aus der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) schaffte es tatsächlich in eine der HotLine-Sessions beim ESC – ein Novum. Das Ergebnis: unter anderem eine verringerte Hospitalisierungsrate bei Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) als Ergänzung zu einer bereits bestehenden, best-available-therapy. Das konnte die Quest-Studie zeigen.
3.110 HFrEF-Patienten mit einer durchschnittlichen LVEF von 32% wurden in dieser RCT untersucht und im Median 18,3 Monate nachverfolgt.
Past-DGK-President Prof. Dr. Stephan Baldus zeigt sich im Video überrascht und offen für Unerwartetes.
Hot Line: Does qiliqiangxin improve CV outcomes in patients with HFrEF? (escardio.org)
ECLS-SHOCK: VA-ECMO ohne Benefit im kardiogenen Schock
Kann eine ECMO-Behandlung bei Infarktpatientinnen und -patienten im kardiogenen Schock Leben retten? Leider nein.
Die ECLS-SHOCK-Studie untersuchte Patientinnen und Patienten in dieser lebensbedrohlichen Situation, jedoch zeigte die ECMO – wider Erwarten – keine signifikanten Vorteile beim Vergleich der 30-Tage-Gesamtmortalität. Im Gegenteil: Es traten sogar mehr Komplikationen auf.
Dennoch sei die ECMO „nicht vom Tisch", kommentiert Helios-HSK Chefarzt Prof Dr. Dr. Markus Ferrari aus Wiesbaden im ESC-Highlight-Video diese „Landmark-Studie".
FIRE: Ältere HI-Patienten profitieren von umfassender Revaskularisierung
Wenn ältere Patientinnen und Patienten einen Infarkt erleiden, ist die Datenlage bislang dünn, ob nur das infarktauslösende Gefäß wiedereröffnet oder der gesamte Koronargefäßbaum revaskularisiert werden sollte.
Die FIRE-Studie ging dem nach. Das Ergebnis ist eindeutig und weist den Weg in Richtung einer umfassenderen Revaskularisierung.
Prof. Dr. Stephan Baldus dankt im ESC-Highlight-Video den Investigatoren ausdrücklich für diesen wichtigen Wissensgewinn bei einer immer größer werdenden Infarkt-Gruppe.
Lukas Heimann, Inka Lude, Dr. Dierk Heimann