Asoziale Gaffer!

Kolumnen Autor: Erich Kögler

Aufnahmen von Unfällen für soziale Medien? Ein No-Go! Aufnahmen von Unfällen für soziale Medien? Ein No-Go! © fotolia/benjaminnolte

Gaffern auf der Spur - in unserer Meinungskolumne "Mit spitzer Feder".

Es ist unfassbar! Anfang September verunglückt ein Motorradfahrer auf der A8 bei Burgau schwer. Als Ersthelfer versuchen, das Leben des Schwerverletzten zu retten, klettert ein 50-jähriger Lkw-Fahrer aus dem Führerhaus seines Sattelschleppers, geht über die Fahrbahn zur Unfallstelle und filmt mit seinem Smartphone die – am Ende leider vergeblichen – Bemühungen der Samariter. Der Biker stirbt auf der Autobahn, seine letzten Minuten werden aus nächster Nähe bildlich festgehalten.

Wofür brauchen diese Perversen derartige Aufnahmen? Um sich abends auf der heimischen Couch daran aufzugeilen? Oder um hinterher damit im Internet Aufsehen zu erregen? Egal, welche Motivation dahinterstecken mag: Ich bin nicht empört, ich bin vielmehr wütend und entsetzt zugleich. Was für Menschen sind das, was geht in ihnen vor?

Die sogenannten „sozialen“ Netzwerke spielen als Ursache für derartige Auswüchse eine große Rolle. Durch solche Kreaturen werden sie zu asozialen Netzwerken! Der Duden und ähnliche Nachschlagewerke nennen als Synonyme für „asozial“ die Begriffe gemeinschaftsfeindlich, gesellschaftsschädigend, unmenschlich, kriminell, verbrecherisch, frevelhaft, schändlich, gemein, ruchlos und böse. Nennen wir Dinge also beim richtigen Namen.

Wegen dieser Perversen werden unsere sozialen Netzwerke zu asozialen Netzwerken!

Wer diesen Idioten, denen jeglicher Anstand, jegliche Pie­tät fehlt, auch noch eine Plattform bietet, trägt Mitschuld. Hinzu kommt, dass die aktuelle Gesetzgebung nur allzu milde Strafen vorsieht. Dem eingangs erwähnten Autobahn-Filmer drohen wegen unterlassener Hilfeleistung und der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs maximal zwei Jahre Haft oder gar nur eine Geldstrafe. Wenn es nach mir ginge, würden solche Typen weitaus länger hinter Gittern schmoren müssen.

Abschreckung ist nämlich dringend notwendig, häufen sich derartige Vorkommnisse doch in letzter Zeit in eklatanter Weise. Da wird auf der Autobahn die Rettungsgasse vorsätzlich blockiert, da werden Polizisten, Feuerwehrleute, Notärzte und Sanitäter bei ihren Einsätzen immer häufiger massiv behindert und manchmal sogar angegriffen. Ein weiteres Beispiel: Jüngst haben rund sechzig Gaffer die Wiederbelebung eines 19-Jährigen in der Frankfurter Innenstadt zu verhindern versucht. Das ist ein Verbrechen und muss entsprechende juris­tische Konsequenzen nach sich ziehen.

Anders wird man der ausgelebten Verrohung, die auch durch die stets griffbereiten Smartphones eine noch erschreckendere Dimension angenommen hat, nicht Herr werden. Wie hat es ein Blogger unlängst so treffend formuliert: „Schämt Euch, ich wünsche Euch Läuse und eitrigen Ausschlag untenrum. Dem Rest wünsche ich die Kraft, bei passender Gelegenheit einem Gaffer das Handy aus den schmierigen Griffeln zu schlagen!“ Dem ist nichts hinzuzufügen …