GKV-Arzneiausgaben DAK erforscht „blinde Flecken“ im AMNOG-Markt

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

Die mit dem FinSt eingeführten AMNOG-Leitplanken und Abschläge auf Kombinationstherapien blieben hoch problematisch, „da sie Forschungsanreize zerstören“. Die mit dem FinSt eingeführten AMNOG-Leitplanken und Abschläge auf Kombinationstherapien blieben hoch problematisch, „da sie Forschungsanreize zerstören“. © Paulista – stock.adobe.com

Die durchschnittlichen Jahrestherapiekosten für neue Arzneimittel liegen mittlerweile bei fast 400.000 Euro pro Patienten, stellt die DAK-Gesundheit fest. Und das obwohl 20 von 38 G-BA-Erstbewertungsverfahren seit der Einführung des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (FinStG) mit einem nicht belegten Zusatznutzen endeten.

Das von Pharmaunternehmen kritisierte und juristisch angegriffene Gesetz wirkt demnach weniger kostendämpfend als politisch angekündigt. Laut DAK stiegen die Aufwendungen für patentgeschützte Medikamente – die die Hälfte der GKV-Arzneiausgaben ausmachen – trotz FinStG in den Monaten Februar bis April 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18 % auf durchschnittlich 2,54 Mrd. Euro pro Monat. Die Unternehmen hätten 2023 für Marktneueinführungen so hohe Preise verlangt wie nie zuvor, teilt die Kasse anlässlich ihres neuen Reports „Blinde Flecken im AMNOG-Markt“ mit.

Die DAK notiert: „Die im Oktober 2022 verabschiedeten Maßnahmen zur Dämpfung des Ausgabenanstiegs haben also bisher noch keine ausreichende Wirkung entfaltet. Zudem ist mit dem erhöhten Herstellerabschlag die Maßnahme mit dem größten Einsparvolumen schon wieder ausgelaufen.“ Vorstandschef Andreas Storm fordert eine „einnahmenorientierte Ausgabenpolitik“ mit „Konsequenzen für den Arzneimittelbereich“.

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie widerspricht der DAK. Der Anteil der Arzneimittel- an den gesamten Kosten der GKV liege seit Jahren konstant bei rund 17 % und nach Abzug der Handelsstufen, Rabatte und Abgaben bei ca. 12 %. Von einer Kostenexplosion könne keine Rede sein. Die mit dem FinSt eingeführten AMNOG-Leitplanken und Abschläge auf Kombinationstherapien blieben hoch problematisch, „da sie Forschungsanreize zerstören“.

Allerdings ist der Abschlag von 20 % auf Kombitherapien bislang nicht umgesetzt. Strittig ist nämlich, wann die Abgabe von zwei potenziell kombinierbaren Präparaten eine Kombitherapie ist. Das BMG hat einen Umsetzungsvorschlag vorgelegt. Damit wird laut DAK-Report aber das jährliche Einsparziel von bis zu 185 Mio. Euro nicht erreicht. Denn u.a. werde gut ein Drittel aller Patienten, die möglicherweise innerhalb von sechs Monaten eine Kombitherapie erhalten, nicht erfasst. In der Onkologie erfolgten z.B. über 10 % aller Kombitherapien stationär.

Die GKV-Arzneiausgaben in Kliniken beliefen sich 2023 auf 1,2 Mrd. Euro. Dieser Bereich wird an Bedeutung zunehmen, so die DAK, „da der Anteil der hochpreisigen patentgeschützten Arzneimittel immer weiter steigt, beispielsweise durch neue Onkologika oder Gentherapien.“ 

Quelle: Pressekonferenz der DAK