Ethikrat soll zum Corona-Immunitätspass Stellung beziehen
Antikörpertests und ein Corona-Immunitätspass könnten helfen, Menschen zu identifizieren, die eine Infektion mit SARS-CoV-2 hinter sich haben. Doch der Ausweis ist heftig kritisiert. Ins Spiel gebracht hat diesen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über den Entwurf eines „Zweiten Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“.
Realisierbar wäre ein Passeintrag, denn Hersteller drängen mit hochwertigen Antikörpertests auf den Markt. So soll der von Roche präsentierte serologische Test (mit einer Spezifität von 99,81 %) ab Mai ausgeliefert werden. Zudem gebe es weitere Anbieter und bereits einen weiteren Vertrag mit der Firma Euroimmun, berichtet Spahn. Vereinbart ist, dass Roche im ersten Monat drei Mio. COVID-19-Antikörpertests ans deutsche Gesundheitswesen liefert und dann jeweils fünf Mio. Testkits monatlich.
Gewarnt wird vor einer falschen Sicherheit
Inzwischen allerdings ist der Immunitätspass aus der politischen Planung genommen, zumindest kurzfristig. Die Koalition habe sich entschieden, eine solche Regelung jetzt gesetzlich nicht vorzusehen, so Spahn. Und die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Bärbel Bas, betonte:„Solange wir nicht sicher sagen können, ob und wie lange eine Immunität nach einer COVID-19-Infektion besteht, kann eine Immunitätsdokumentation nur eine falsche Sicherheit erzeugen.“
Kritik am Pass äußerte auch die Opposition. Mit dem individuellen Nachweis der Immunität würden als immun geltende Personen einen Vorteil erlangen, warnte Achim Kessler, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke im Bundestag. „Alle anderen sind plötzlich in der Bringschuld, wenn sie am öffentlichen Leben teilnehmen oder schlicht ihren Arbeitsplatz behalten wollen.“ Das laufe auf eine Stigmatisierung der bislang noch nicht Erkrankten hinaus. Möglicherweise würden durch die Vorteile eines Immunitätsausweises sogar Anreize gesetzt, sich absichtlich zu infizieren.
Spahn will erst einmal eine Stellungnahme des Deutschen Ethikrates zum Immunitätsausweis abwarten, denn der Ausweis rühre an den Grundfesten eines gesellschaftlichen Miteinanders. „Die Frage, ob im Fall von Corona zusätzlich ein Immunitätsausweis sinnvoll ist, sollten wir als Gesellschaft in Ruhe abwägen und debattieren“, erklärte der Minister. Er verstehe das Bedürfnis bei Bürgern, zu wissen, ob sie schon infiziert waren oder nicht, und dass sie darüber auch einen Nachweis erhalten wollten. In der Pandemie gehe es aber um das Zusammenspiel vieler Daten, darunter auch der Reproduktionszahl und der Zahl der aktiv Infizierten.
Wer den Test möchte, muss ihn zunächst selbst bezahlen
Spahn betonte jedoch zudem, dass alle Bürger das Recht hätten, sich auf Antikörper testen zu lassen, so wie bei Hepatitis B oder Masern. Und die Ergebnisse würden dann ins Impfbuch eingetragen.
Verfügbar ist der Roche-Test zuerst einmal für jeden, der ihn selbst bezahlt. Für welche Bereiche die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen, soll per Rechtsverordnung bestimmt werden. Die Kriterien stünden noch nicht fest, so Spahn. Die Grundlage soll das oben genannte Gesetz werden.
Medical-Tribune-Bericht