Fahrschüler bestens organ-isiert
Wer will schon ein Tempolimit auf Autobahnen, wenn ihm dadurch 790 000 potenzielle Jungspender jährlich durch die Lappen gehen? Junge Erwachsene haben das mit Abstand höchste Unfallrisiko. Und das muss man nutzen! 2017 starben 394 Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren im Straßenverkehr. Im gleichen Jahr wurden gerade einmal 797 Organe postmortal transplantiert. Mit der Kampagne ließe sich die Zahl der Spenden also rasant um mindestens 50 % erhöhen.
Zu Recht setzt die Aktion bereits in der Fahrschule an. Warum eigentlich nicht noch früher? Die erste Klassenfahrt im Fernbus bzw. im Linienflug über die Alpen bietet sich zum Anwerben der jugendlichen Transplantat-Transporthüllen an. Am besten drückt man gleich im Kreißsaal den werdenden Eltern einen Spendeausweis für den Nachwuchs in die Hand. Bis zum vollendeten 14. Lebensjahr entscheiden ohnehin sie, was nach dem Tod ihres Kindes mit dessen Herz oder Leber passiert.
#7LEBEN heißt die Kampagne übrigens, weil ein Verstorbener bis zu sieben Organe spenden und so sieben Leben retten kann. Damit unterschätzen die Initiatoren die mögliche Ausbeute. Ein 17-jähriger Fahranfänger darf nämlich nie ohne ältere Begleitperson im Auto unterwegs sein. Im Optimalfall stehen gleich 14 Organe zur Verfügung: #14LEBEN.
MrWissen2go unterstützt #14LEBEN auf Youtube mit einem Erklärvideo. Hinter dem Pseudonym versteckt sich Mirko Drotschmann, laut ZEIT Campus immerhin einer der zehn einflussreichsten politischen Influencer. Der Fokus des Videos liegt – zielgruppengerecht – auf der postmortalen Spende. „Man wird, nachdem die Organe entnommen wurden, wieder komplett zugenäht. Alles ist in Ordnung ...“, erklärt MrWissen2go. Na, dann.
Ein Aspekt könnte den Erfolg allerdings bremsen: Pkw sind heutzutage viel zu sicher. Wer in seinem gut gepolsterten Geländewagen einen Crash verursacht, erleidet selbst oft keinen Totalschaden und kommt als Spender wohl kaum infrage. Diese Problematik soll demnächst der blauhaarige Youtuber Rezo aufgreifen – mit dem Video „Die Zerstörung des SUV“.
Eine Glosse von
Dr. Sascha Bock
Redakteur Medizin