Praxiskolumne Hartnäckigkeit zahlt sich aus
Ob beim Thema Aus- und Weiterbildung oder bei den Rahmenbedingungen unserer alltäglichen Arbeit – alle positiven Veränderungen im hausärztlichen Arbeitsalltag waren durch die Hausärztinnen und Hausärzte und ihren Verband angestoßen.
Jüngstes Beispiel ist das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG). Von der Protestaktion 2023 „Diese Praxis würde fehlen“ bis zur aktuellen Petitionskampagne „Wir brauchen Ihre Stimme“ wurden klare Forderungen gestellt. Und dies hat Wirkung gezeigt! In den letzten Wochen ist geschehen, was kaum jemand für möglich gehalten hätte: Die zerbrochene Ampel hat sich noch einmal zusammengerauft und drei zentrale Maßnahmen zur Stärkung unseres Fachs in einem „Kern-GVSG“ zusammengefasst.
Mit der Entbudgetierung, einer Vorhalte- und einer Chronikerpauschale stehen nun wichtige Maßnahmen kurz vor der Ziellinie. Wenn es tatsächlich gelingt, dass der Bundestag dies nun beschließt, dann ist das zunächst einmal ein großer Erfolg für die Hausärztinnen und Hausärzte sowie ihren Verband.
Wahrscheinlich wird die Entbudgetierung leider erst ab dem ersten Quartal 2026 in den Praxen ankommen. Trotzdem werden vielerorts Hausärztinnen und -ärzte erleichtert aufatmen.
Die nächste Regierung muss nicht bei Null anfangen
Klar ist: Das Kern-GVSG wird jetzt nicht plötzlich das Goldene Zeitalter für die hausärztliche Versorgung einläuten – ein erster wichtiger Schritt ist aber getan. Weitere müssen zeitnah folgen. Die kommende Regierung muss nicht bei Null anfangen. Zwei wesentliche Forderungen finden sich in der aktuellen Petition, die der Hausärztinnen- und Hausärzteverband gemeinsam mit dem Verband medizinischer Fachberufe formuliert. Einmal die dringend notwendige Stärkung unserer Praxisteams. Sie sind das Rückgrat unserer Arbeit und ohne unsere Medizinischen Fachangestellten könnten wir dicht machen! Es braucht endlich eine bessere Vergütung der Teams. Das beste Mittel wäre hier ein Teampraxis-Zuschlag, wie es ihn z. B. in einzelnen Verträgen der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) schon gibt.
Die andere wesentliche Maßnahme ist die Stärkung einer sinnvollen hausärztlichen Patientensteuerung. Hier muss das Rad nicht neu erfunden werden. Es gibt ein System der hausärztlichen Patientensteuerung, das etabliert ist, das funktioniert, das nachweislich effizienter ist und die Versorgung verbessert. Anstatt also zu überlegen, wie man das träge System der Regelversorgung auf den Kopf stellen kann, sollte man das stärken, was längst funktioniert: die HZV!
Bald zehn Millionen Versicherte nehmen mittlerweile an den Verträgen teil. Jedes Quartal kommen 200.000 dazu. Das sind in Summe schon deutlich mehr als es Privatversicherte in Deutschland gibt. Mit einer Bonifizierung für teilnehmende Versicherte, beispielsweise im Rahmen des Bonusheftes, könnte in kurzer Zeit die Zahl der Teilnehmenden deutlich gesteigert werden.
Im Kollektivvertrag wird Steuerung nicht funktionieren. Zum einen war von der KBV zuletzt zu hören, dass sie schon die Umsetzung der hausärztlichen Entbudgetierung für eine ,,fast unlösbare Aufgabe“ hält. Zum anderen ist hausärztliche Steuerung nichts, was man so nebenbei erledigen kann.
Für Steuerung braucht es Rahmenbedingungen, die im Kollektivsystem jedoch nicht vorhanden sind und die unter den Bedingungen des grottenschlechten hausärztlichen EBM auch nicht geschaffen werden können.
Schon jetzt erfährt die Petition „Wir brauchen Ihre Stimme“ enorme Zustimmung. Machen Sie bitte mit und unterstützen Sie diese: www.haev.de/petition