Kammerchefs betonen: „Alltagsmasken sind sinnvoll zum Eigenschutz und zum Schutz von anderen“
Angesichts steigender Infektionszahlen, überforderter Gesundheitsämter und Lockdown-Androhungen bedurfte der Auftritt von Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ einer eindeutigen Korrektur. Dessen Wortspiel vom „Vermummungsgebot“ und seine Bedenken, ob Alltagsmasken gegen Coronaviren „tatsächlich hilfreich“ sind, hatte soviel Kritik am obersten Funktionär der deutschen Ärzteschaft ausgelöst, dass es mit einer halbgaren Entschuldigung nicht getan war. Das gemeinsame Statement von Dr. Reinhardt und seinen beiden Vizepräsidentinnen vom 22. Oktober reichte jedenfalls nicht, um die Kuh vom Eis zu bekommen.
Maßnahmen gegen die Pandemie nicht bagatellisieren
Das BÄK-Trio argumentierte noch mit Fallkonstellationen des sinnvollen Masketragens und zählte „im Übrigen die Dinge“ auf, „von denen wir wissen, dass sie helfen“ (AHA, Lüften, Corona-Warn-App).
Am 23. Oktober folgte die geballte offizielle Klarstellung. Die Präsidenten der Landesärztekammern, BÄK-Vorstandsmitglieder sowie Vorsitzende von Fachgesellschaften und Institutionen wie AWMF, Cochrane Deutschland, DIVI und ÖGD-Bundesverband erklärten: „Weder die Maßnahmen gegen die Pandemie noch die Pandemie selbst sollten bagatellisiert werden.“ Sie sprechen „trotz aller noch bestehender Unsicherheit“ eine „klare Empfehlung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes“ aus.
20 Minuten später folgte per E-Mail der öffentliche Kniefall des BÄK-Präsidenten: „In der Sendung ‘Markus Lanz’ hatte ich den wissenschaftlichen Evidenznachweis der Schutzwirkung von Mund-Nasen-Masken in Zweifel gezogen. Dies hat zu erheblichen Irritationen geführt, die ich sehr bedauere. Die aktuelle Evidenz aus vielfältigen Studien spricht für einen Nutzen des Mund-Nasen-Schutzes ... Alle Regeln, die dazu dienen, eine Überlastung unseres Gesundheitswesens abzuwenden, unterstütze ich vorbehaltlos.“
Damit hat der Hausarzt nun den von SPD-Politiker Professor Dr. Karl Lauterbach per Twitter verbreiteten „Rücktrittsgrund“ ausgeräumt. Dieser hatte die sofortige Rücknahme der Behauptungen verlangt.
Medical-Tribune-Bericht