Künstliche Intelligenz KKH stellt 2023 einen Schaden von 3,5 Mio. Euro fest und holt sich 1,25 Mio. über Regresse zurück

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

Künstliche Intelligenz könnte dabei helfen, Betrug im medizinischen Bereich aufzudecken. Künstliche Intelligenz könnte dabei helfen, Betrug im medizinischen Bereich aufzudecken. © Kiattisak – stock.adobe.com

Beim Aufdecken von Betrugsfällen im Gesundheitswesen hoffen Vertreter von GKV und Ermittlungsbehörden auf die Künstliche Intelligenz. Um in den Datenmassen Auffälliges zu entdecken, drängt sich diese Technolgie geradezu auf. Trotz erster Ansätze ist das aber noch Zukunftsmusik. So äußerten sich die Chefermittler der KKH, Dina Michels und Emil Penkov, sowie die Leipziger Oberstaatsanwältin Silke Kühlborn, die eine Abteilung für (Medizin-)Wirtschaftsstrafrecht leitet.

Kühlborn geht von einem großen Dunkelfeld beim Betrug im Gesundheitswesen aus. Vielfach würden die Taten noch nicht einmal heimlich begangen. Mitarbeitende in Praxen und bei Pflegediensten sähen die Falschabrechnung ihrer Arbeitgeber – und stellten fest, dass niemand einschreite. Es gebe Ärzte mit „hoher krimineller Energie“, die Schäden in Millionenhöhe verursachten.

In den Beispielen und Zahlen, die Michels und Penkov präsentierten, spielten Ärzte allerdings keine große Rolle. Bei den 553 neuen Verdachtsfällen, denen die KKH 2023 nachging, standen vor allem die ambulante Pflege (179 Fälle, Schadenssumme: 1,9 Mio. Euro) sowie Pflegeheime (167 Fälle), Apotheken (Schaden: 1 Mio. Euro) und Anbieter von Krankengymnastik/Physiotherapie (74 Fälle, Schaden: 329.000 Euro) im Fokus. 

Pflegedienste und -heime stehen besonders im Fokus

Der Anfangsverdacht bezog sich vor allem auf die Abrechnung nicht erbrachter Leistungen, sog. Luftleistungen und -rezepte (203), den Einsatz unqualifizierten Personals (170), was auch mit einer Gesundheitsgefährdung der Patienten verbunden ist, sowie auf Abrechnungen ohne Zulassung oder Genehmigung (64).Der Kranken- und Pflegeversicherung der KKH entstand 2023 durch Betrug, Korruption oder Urkundenfälschung ein Schaden von rund 3,5 Mio. Euro. Bei den Geldeingängen wurden 1,25 Mio. Euro an Regressforderungen verbucht.

Laut Chefermittlerin Michels hat sich der Pflegebereich zu einem Brennpunkt entwickelt. Ein Fallbeispiel: „Bei einem ambulanten Pflegedienst besteht der Verdacht, dass Pflegebedürftige intensivmedizinisch von Personal versorgt wurden, das dafür nicht ausgebildet war. Lebensnotwendige Medikamente wurden fehlerhaft gegeben, eklatante Mängel in der Hygiene in Kauf genommen und zudem Leistungen abgerechnet, die nie erbracht wurden.“ Die KKH hat hier neben anderen Kassen Strafanzeige erstattet.

Laut einer forsa-Umfrage für die KKH haben 58 % der Deutschen zwischen 18 und 70 Jahren selbst schon einmal Erfahrungen mit Betrugsdelikten im Gesundheitswesen gemacht oder kennen Betroffene im eigenen Umfeld. Besonders auffällig ist auch hier der Pflegebereich.

Die häufigsten Hinweisgeber sind übrigens der Medizinische Dienst, andere Krankenkassen sowie die Polizei. 71 % der von forsa Befragten war nicht bekannt, dass Fehlverhalten im Gesundheitswesen anonym gemeldet werden kann. 

Quelle: Pressekonferenz – KKH