International Diabetes Research School Kreativer Gedankenaustausch während der DZD
Spitzenforschung erleben und mit renommierten Wissenschaftler*innen ins Gespräch kommen – das sind die Ziele der jährlichen Nachwuchskonferenz des DZD, die 2022 ihr 10. Jubiläum feiert. Im Vorfeld der EASD-Jahrestagung trafen sich 80 Doktorand*innen, Postdoktorand*innen und junge Kliniker*innen aus 14 Ländern, um ihr professionelles Netzwerk zu erweitern und Aktuelles aus der Diabetes- und Metabolismusforschung intensiv zu diskutieren. Von führenden Köpfen des Feldes erfuhren sie z.B., welche Rolle Entzündungsprozesse und der Energiehaushalt bei der Entwicklung und Behandlung des Typ-2-Diabetes spielt. Sie lernten neue Therapieformen wie die Zellersatz-Therapie kennen und erhielten Einblicke in die Wirkstoffentwicklung.
Eigene Ideen waren gefragt zum Thema „100 Jahre Insulin – was werden die nächsten Meilensteine der Diabetesforschung sein?“ und intensive Diskussionen wurden an den Postern der Teilnehmer*innen geführt. „Eine anregende Atmosphäre: Die Referent*innen nahmen sich vor und nach ihren Vorträgen Zeit, um mit uns zu sprechen und sich auszutauschen“, resümiert eine Teilnehmerin.
Inspirierend: Eröffnung im Nobelpreis-Museum
Professor Juleen Zierrath, Diabetesforscherin am Karolinska-Institut in Stockholm und Mitglied des Nobelpreis-Komitees, erläuterte in ihrem Eröffnungsvortrag, wie Bewegung den Rhythmus des Stoffwechsels aufrechterhält. Darüber hinaus verriet sie den jungen Forschenden ihre Tipps für Konferenzbesuche: „Lasst euch zu neuen Ideen inspirieren, knüpft neue Kontakte und findet Kollaborationspartner oder eure nächste Stelle!“ Beim Spaziergang durch das Museum und dem anschließenden Empfang lernten sich die Teilnehmenden kennen und probierten diese Tipps gleich aus.
Nicht nur im Typ-1-Diabetes tragen Entzündungen zur Krankheitsentstehung bei. Professor Mikael Rydén vom Karolinska-Institut, erklärte dem wissenschaftlichen Nachwuchs der DZD International Diabetes Research School die Rolle, die der Immunstoffwechsel im weißen Fettgewebe bei der Entstehung von Typ-2-Diabetes spielt. Und sein Kollege Professor Dr. Marc Donath vom Departement Biomedizin der Universität Basel präsentierte sein Behandlungskonzept für Typ-2-Diabetes, welches den Entzündungsfaktor IL-1 blockiert, um die Insulinfreisetzung zu regulieren und Gewebeschäden vorzubeugen.
Einblicke in innovative Behandlungskonzepte
Professor Patrick Schrauwen von der School of Nutrition an Translational Research in Metabolism (NUTRIM) an der Universität Maastricht erläuterte, wie Rhythmisierung von Essen, Bewegung und Lichteinwirkung den Energieumsatz erhöht und so zu einem gesunden Stoffwechsel beiträgt. Ein Interventionskonzept, welches insbesondere für Menschen mit Prädiabetes attraktiv ist.
Wie Betazellen aus Stammzellen gewonnen werden können, zeigte Prof. Dr. Maike Sander vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin. Professor Dr. Eelco de Koning von der Universität Leiden, Niederlande veranschaulichte den Vorgang von Inselzelltransplantationen mit eindrucksvollen Videos aus der Klinik.
Perspektiven aus der pharmazeutischen Industrie ergänzte Dr. Robert Augustin, Boehringer Ingelheim, und stellte zur Diskussion, ob in der Wirkstoffentwicklung der Blutglukosespiegel als Zielgröße zukünftig durch andere Parameter wie den Gewichtsverlust abgelöst wird.
Über den Tellerrand der eigenen Forschungsprojekte hinausdenken mussten die Teilnehmenden im Workshop „100 Jahre Insulin – wo geht die Reise hin?“. In Gruppen diskutierten sie ihre Sichtweisen zu Therapiestrategien oder der Prävention als möglichem Schlüssel zum Erfolg. Abschließend führte EASD-Vizepräsidentin Professor Chantal Mathieu von der Universität Leuven lebhaft durch die 100 Jahre seit der Entdeckung des Insulins und erläuterte daran Tipps, die jede*r Wissenschaftler*in beherzigen sollte: bei Rückschlägen nicht aufgeben, im Team zusammenarbeiten, klinische Studien im Blick behalten, die Ergebnisse in guten Zeitschriften publizieren und dabei alle Beteiligten würdigen. Sie schilderte zudem ihre Perspektiven für die nächsten Jahre und ermutigte dazu, neuartige Ideen zu verfolgen.
Austausch vor Ort – und erstmals über Social Media
Die zwei intensiven Konferenztage lieferten den Teilnehmenden neue Denkanstöße und zahlreiche Gelegenheiten, ihre Forschung und Erkenntnisse zu kommunizieren: mit den Anwesenden, aber auch mit der Außenwelt. Erstmalig riefen die Organisatorinnen mit einer Social Media Challenge dazu auf, unter dem Hashtag #DRS2022 auf LinkedIn oder Twitter Eindrücke zu teilen.
Dr. Brigitte Fröhlich, Leiterin des Wissenschaftsmanagements am DZD, und Dr. Leonie Herrmann, Koordinatorin des Nachwuchsförderprogramms DZD NEXT, sind sich einig: „Es bestätigt sich, dass Präsenzformate wie die DZD Diabetes Research School für den Aufbau eines professionellen Netzwerks essentiell sind. Nach zwei Jahren mit virtuellen Formaten war es für viele Teilnehmer*innen die erste internationale Veranstaltung vor Ort. Die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genossen den persönlichen Austausch sichtlich: die ausführlichen Diskussionen, engagierte Posterpräsentationen und gemeinsame Gespräche zwischendurch machten die School zu einer sehr interaktiven und mitreißenden Veranstaltung.“
Die Organisatorinnen stehen bereits in den Startlöchern für die DZD International Diabetes Research School im Oktober 2023 vor der EASD Jahrestagung in Hamburg.