Deutscher Ärztinnenbund Machen Frauen die bessere Medizin?

Gesundheitspolitik Autor: Isabel Aulehla

Insgesamt würden Ärztinnen für die gleiche Leistung kritischer beurteilt, während höhere Erwartungen an sie gerichtet sind. Insgesamt würden Ärztinnen für die gleiche Leistung kritischer beurteilt, während höhere Erwartungen an sie gerichtet sind. © luismolinero - stock.adobe.com

Ärztinnen erzielen oft bessere Behandlungsergebnisse als Männer, deuten Studien an. Die Gründe: Unterschiede in Kommunikation und Leitlinientreue.

Studien weisen darauf hin, dass die Behandlung von Patientinnen und Patienten durch Ärztinnen effektiver ist als die durch Männer. Dies fasste Prof. Dr. Dr. Eva Winkler beim Festakt zum 100. Jubiläum des Deutschen Ärztinnenbundes zusammen. Sie ist Vorsitzende der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer. 

Frauen kommunizieren demnach patientenorientierter, hören genauer hin und nehmen sich mehr Zeit für die Anamnese. Das sei wichtig, um die korrekte Diagnose zu stellen. Außerdem zeigten Studien, dass Ärztinnen Leitlinien konsequenter einhalten und größeren Wert auf Prävention legen. Dies führe oft zu besseren Therapieergebnissen und sei zudem kostenrelevant. 

Gleichzeitig setzen Patientinnen und Patienten eine gute Kommunikation bei Frauen jedoch auch als selbstverständlich voraus. Bei Männern bewerten sie es hingegen als positiv, wenn sie vorhanden ist. Außerdem würden Ärztinnen für „schlechtes“ Verhalten wie Unsicherheit oder Dominanz kritischer bewertet als Männer, so Prof. Winkler. Insgesamt würden Ärztinnen für die gleiche Leistung kritischer beurteilt, während höhere Erwartungen an sie gerichtet sind. 

Medizinerinnen halten sich konsequenter an Leitlinien

Auf die unterschiedlichen Karrierechancen ging Dr. Christiane Groß ein, die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes. Ein zentrales Karrierehindernis für Ärztinnen sind nach wie vor: Kinder. Das sei kein haltbarer Zustand, kritisierte sie. Weil Politik, Krankenhäuser und Institute immer noch zu wenig für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tun würden, „katapultiere“ Ärztinnen eine Schwangerschaft regelrecht zurück. Sie bekämen Beschäftigungsverbote, die Weiterbildung verzögere sich, für wissenschaftlichen Erfolg fehlten Veröffentlichungen. „In der gleichen Zeit ziehen Männer vorbei und ebnen ihre Karrierewege“, so Dr. Groß. Das könne nicht sein. Sie fordert, Care-Arbeit als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe anzusehen, für die ebenso Männer zuständig sind.

Beim Mutterschutz zeichne sich jedoch in den letzten Jahren Besserung ab. Die Verbandspräsidentin verweist auf Positivlisten, die aufzählen, welche Tätigkeiten eine Schwangere ausführen kann. Die besondere Situation von Praxisinhaberinnen sei bislang jedoch wenig berücksichtigt. 

Quelle: MT-Bericht