Machen wir denen Stress, die uns Ärzte stressen!
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Alles macht uns krank. Gluten, Laktose, Glyphosat. Das gegrillte Steak, das rote Fleisch ohnehin. Es soll Menschen geben, die sind sogar gegen Wasser allergisch. Von Alkohol habe ich das noch nicht vernommen. Wahrscheinlich ist es dennoch. Das gibt wahrscheinlich nur niemand gerne zu.
Waren das noch Zeiten, als das Wetter an allem schuld war. An Hexenschuss, Triefnase und Gliederschmerzen. Besonders im Frühjahr bewies es so richtig seine Macht: Mit den ersten Motorradausflüglern wurde die Saison der Organspender eröffnet und so manche ungewollte Schwangerschaft erblühte, kaum waren die Wiesen abgetaut und die ersten Frühlingsblumen aufgetaucht. – Vorbei!
Warum aber soll ein fordernder Chef plötzlich problematischer für unsere Gesundheit sein als es früher ein Tiefdruckgebiet war, das sich von den Azoren auf den langen Weg zu uns gemacht hatte, nur um uns einzunässen? Oder anders herum: Was haben Wetter und Stress eigentlich gemeinsam, was Alkoholabusus, Zigarettenkonsum und schlechte Laune nicht haben? Genau, wir können sie nicht beeinflussen. Oder wenigs-tens fast nicht.
Waren das noch Zeiten, als das Wetter an allem schuld war. An Hexenschuss, Triefnase und Gliederschmerzen. Besonders im Frühjahr bewies es so richtig seine Macht: Mit den ersten Motorradausflüglern wurde die Saison der Organspender eröffnet und so manche ungewollte Schwangerschaft erblühte, kaum waren die Wiesen abgetaut und die ersten Frühlingsblumen aufgetaucht. – Vorbei!
»Bore-out? Ich kenne keinen Arzt mit Bore-out-Syndrom«
Das Wetter wurde in unserer nervösen Zeit von einem anderen Krankmacher (Schwangerschaft ist dabei natürlich außen vor!) abgelöst: vom Stress. Ein beliebter Schurke, der mittlerweile von Hypertonie über Diabetes bis zum Krebs an allem schuld ist. Und den wir, so wie früher das Wetter, verantwortlich machen, wenn wir nichts finden.Warum aber soll ein fordernder Chef plötzlich problematischer für unsere Gesundheit sein als es früher ein Tiefdruckgebiet war, das sich von den Azoren auf den langen Weg zu uns gemacht hatte, nur um uns einzunässen? Oder anders herum: Was haben Wetter und Stress eigentlich gemeinsam, was Alkoholabusus, Zigarettenkonsum und schlechte Laune nicht haben? Genau, wir können sie nicht beeinflussen. Oder wenigs-tens fast nicht.
Und besonders der neue Beelzebub Stress hat ja auch attraktive Eigenschaften. Er macht so manchen wichtig, bedeutsam. Zumindest glauben es viele. Das implantierbare Handy ist nur noch eine Frage der Zeit. Stress als Krankheitsursache entschuldigt Übergewicht, Bewegungsmangel und Nikotin.
Das Fiese am Stress: Er ist auch da, wenn er nicht da ist. Man nennt ihn dann Bore-out. Wenn also jemand sein Berufsleben lang nur Bleistifte spitzt, im Internet surft und ansonsten nur auf die Rente wartet, ist er ein heißer Anwärter auf das Langeweile-Syndrom. Ein Frankfurter Psychotherapeut, spezialisiert auf dieses Gebiet, schätzt, dass von seinen Patienten zehn Prozent an Unterforderung leiden. Er leitet die psychosomatische Klinik eines Krankenhauses mit dem anspruchsvollen Namen "Zum Heiligen Geist" und sollte es daher wissen.
Bemerkenswert ist: Ich kenne keinen Arzt mit Bore-out-Syndrom. Hingegen nimmt in unserer Berufsgruppe der Stress weiter zu. Medical Tribune berichtete kürzlich darüber: Danach erkranken an Burn-out laut einer US-amerikanischen Studie mehr als die Hälfte der Mediziner mindestens einmal in ihrer Berufslaufbahn.
Oder im Arbeitgeber-Sprech: Der betroffenen Einzelperson "Achtsamkeits-Techniken" (auf so ein Wort muss man erst mal kommen!) zu vermitteln, und ihre beruflichen und kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern. Also werte Kollegen, auf geht’s! Stellen wir unsere Systemforderungen. Raus aus der Haftungsfalle der Kassenärzte, Hierarchiezöpfe in den Kliniken abschneiden! Und statt arbeitgeberfreundlicher Gehirnwäschen: Strukturveränderungen in den Kliniken. Klotzen, nicht kleckern! Machen wir den Gesundheitspolitikern im Wahljahr richtig Stress. Sie werden sehen, dann geht’s uns besser.
Das Fiese am Stress: Er ist auch da, wenn er nicht da ist. Man nennt ihn dann Bore-out. Wenn also jemand sein Berufsleben lang nur Bleistifte spitzt, im Internet surft und ansonsten nur auf die Rente wartet, ist er ein heißer Anwärter auf das Langeweile-Syndrom. Ein Frankfurter Psychotherapeut, spezialisiert auf dieses Gebiet, schätzt, dass von seinen Patienten zehn Prozent an Unterforderung leiden. Er leitet die psychosomatische Klinik eines Krankenhauses mit dem anspruchsvollen Namen "Zum Heiligen Geist" und sollte es daher wissen.
Bemerkenswert ist: Ich kenne keinen Arzt mit Bore-out-Syndrom. Hingegen nimmt in unserer Berufsgruppe der Stress weiter zu. Medical Tribune berichtete kürzlich darüber: Danach erkranken an Burn-out laut einer US-amerikanischen Studie mehr als die Hälfte der Mediziner mindestens einmal in ihrer Berufslaufbahn.
»Also werte Kollegen: klotzen, nicht kleckern!«
Briten haben nun herausgefunden, was hilft: eh klar, Systemveränderungen! Also den Fokus im Qualitätsmanagement auf familienfreundliche Terminpläne und empathische Vorgesetzte legen. Und als Aufstiegsmöglichkeiten den jungen Ärzten nicht nur wurmstichige Karriereleitern hinhalten. Besonders die Gruppe der Assistenzärzte in den Kliniken scheint nämlich davon zu profitieren, wenn die Arbeitsplatzsituation positiv verändert wird. Zeigte die Studie der Briten. Mehr jedenfalls, als wenn versucht wird, den Einzelnen mit Gehirnwäsche besser ins System einzupassen.Oder im Arbeitgeber-Sprech: Der betroffenen Einzelperson "Achtsamkeits-Techniken" (auf so ein Wort muss man erst mal kommen!) zu vermitteln, und ihre beruflichen und kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern. Also werte Kollegen, auf geht’s! Stellen wir unsere Systemforderungen. Raus aus der Haftungsfalle der Kassenärzte, Hierarchiezöpfe in den Kliniken abschneiden! Und statt arbeitgeberfreundlicher Gehirnwäschen: Strukturveränderungen in den Kliniken. Klotzen, nicht kleckern! Machen wir den Gesundheitspolitikern im Wahljahr richtig Stress. Sie werden sehen, dann geht’s uns besser.