Massenimpfung? Machen wir doch jedes Jahr!
Schluss mit (Zer-)Reden, stattdessen mehr konsequente Umsetzung von Maßnahmen. Dazu gehört einmal der flächendeckende Einsatz von Schnelltests, über den bereits seit einem Jahr geredet wird. Und dann aber natürlich auch der Impfbeschleuniger Arztpraxen. Und der ließe sich am besten mit dem Impfstoff von AstraZeneca für alle Altersklassen auf Fahrt bringen.
Der in britisch-schwedischer Kooperation an der Universität Oxford entwickelte Impfstoff muss nicht nur raus aus der Schmuddelecke, er muss sogar favorisiert werden. Zum einen wegen der Möglichkeit, ihn im Kühlschrank der Praxis lagern zu können. Dann aber auch, weil das Impfintervall ohne ein Absinken der Schutzwirkung auf drei Monate verlängert werden kann. Somit werden mehr Menschen bereits in einem ersten Durchgang geschützt werden.
Zum Praxisimpfstoff geadelt wurde er in dem Moment, als Studienergebnisse bekannt wurden, dass vier Wochen nach einer ersten AstraZeneca-Dosis die Zahl der Geimpften, die trotzdem mit schweren Verläufen ins Krankenhaus mussten, schon um 94 % (Biontech/Pfizer 85 %) gegenüber Nichtgeimpften gesunken war und die Wahrscheinlichkeit um 80 % statt 70 % sinkt, wenn die zweite Dosis erst nach drei Monaten geimpft wird.
Warum Frank Ulrich Montgomery, der Vorsitzende des Weltärztebundes, von einer nicht wegzudiskutierenden geringeren Wirksamkeit spricht und davon, dass Menschen mit höherem Infektionsrisiko, wie medizinisches Personal, mit besser wirksamen Vakzinen geimpft werden sollten, erschließt sich anhand dieser Studienergebnisse nicht. Solche Sätze dienen jedoch leider im Internet als Brandbeschleuniger für die Ablehnung des AstraZeneca Impfstoffs.
Wie auch immer, in drei Monaten werden zusätzliche Impfstoffe von Curevac, Johnson&Johnson und Sanofi zugelassen sein, wir werden also ausreichend Impfstoff haben, sodass wir uns jetzt dafür stark machen sollten, den Impfbeschleuniger-Turbo in unseren Praxen anzuwerfen. Diese Massenimpfung bringt das Virus unter Kontrolle und bannt letztendlich die Gefahr von Fluchtmutanten, die versuchen die menschliche Immunabwehr zu umgehen.
Dass wir Massenimpfung können, beweisen wir, liebe Kolleginnen und Kollegen, seit Jahrzehnten in unseren Praxen bei der Grippeschutzimpfung. Ich weiß nicht, was das soll, wenn vor chaotischen Zuständen in Praxen gewarnt wird, die entstehen, weil wir mit der Priorisierung “wer & wann geimpft werden darf“ nicht zurecht kämen. Gegen Grippe können wir auch nicht all unsere Patienten impfen.
Wenn allerdings in der breit aufgestellten Priorisierungsgruppe 2 Impfstoffe liegen bleiben, weil passende Impfkandidaten fehlen, muss die Priorisierung beendet werden und die Impfung für alle freigegeben werden. Und der Politik und den Krankenkassen muss klar sein bzw. gemacht werden, dass es eine Haftung für nicht verimpften Impfstoff, egal ob gegen Grippe oder Corona, zukünftig nicht mehr geben kann.
In diesem Jahr übrigens auch nicht: Wir hatten Ende letzten Jahres einen 6-wöchigen Lieferengpass an Grippeschutzimpfungen, Meldungen über positive COVID-19-Krankheitsverläufe bei Grippeschutzgeimpften erzeugten Druck, sodass plötzlich wieder ausreichend Impfstoff vorhanden war, der dann auch bestellt wurde und jetzt in den Kühlschränken liegt, weil der Run auf den Grippeimpfstoff nachgelassen hat. Vor diesem Hintergrund kommt in dieser Coronakrise jedwede Haftung schon einmal gar nicht infrage.
In Rheinland-Pfalz ist am 1. März 2021 ein Modellprojekt gestartet, bei dem das mobile Impfen durch Hausärzte getestet wird bei Menschen über 80, die aus gesundheitlichen Gründen weder die Arztpraxis noch das Impfzentrum aufsuchen können. Dieses Projekt läuft reibungslos und lässt hoffen, dass spätestens ab April in Praxen geimpft wird.