Mit allen Mitteln motivieren
Die Infektionszahlen steigen rasant, die Politik bleibt einfallslos. Neue Ideen, um die Leute zu motivieren, noch einmal auf Kontakte zu verzichten, sind nicht zu erkennen. Was im ersten Lockdown gut und gegen Ende des zweiten Lockdowns noch ganz okay funktioniert hat, soll wohl also ein drittes Mal klappen.
Dabei wird vergessen, dass die Ausgangssituation inzwischen eine völlig andere ist: Die Leute sind erschöpft, manche auch vereinsamt oder depressiv, vielleicht in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet. Hinzu kommen die Enttäuschung über erneute Schließungen und die Wut über mutmaßliche Maskendeals von Unionspolitikern.
Hört man sich draußen um, klingt es, als sei mancher nicht mehr bereit, auf die kleinen privaten Freiheiten zu verzichten, die kurz wieder da waren, etwa auf Treffen mit mehreren Freunden. Wenn es der Politik nicht gelingt, die Leute bei ihrem Frust abzuholen, werden die Infektionszahlen noch stärker steigen als ohnehin schon.
Es braucht also Ansätze, die die Stimmung wieder etwas heben und die Menschen positiv bestärken, sich noch einmal zusammenzureißen. Ein erster Vorschlag kam von einzelnen Politikern und Bischöfen: Sie forderten einen zusätzlichen Feiertag, um den Menschen für ihr Durchhalten zu danken – fast hätten wir zu Ostern etwas ähnliches bekommen. Viele Unternehmer lehnen den Ansatz allerdings ab. Sie erinnern entsetzt daran, dass sie schon jetzt fast vor dem Aus stehen. Auch wenn ein Feiertag also vielleicht nicht der optimale Weg ist, stimmt die Richtung des Vorschlags.
Ebenfalls motivierend wäre es, Schnelltests konsequent zu nutzen, um bestimmte Bereiche zumindest sehr vorsichtig zu öffnen. Wenn etwa Hobbysportler vor dem Training negativ geschnelltestet sind, ist schwer zu vermitteln, warum sie nicht mit Abstand und unter sehr strengen Hygieneregeln Sport machen sollten. Ein weiterer Hoffnungsschimmer sind natürlich Corona-Impfungen beim Hausarzt.
Grundsätzlich muss eingeschoben werden: Die Gesundheit anderer Menschen ist unermesslich kostbar und sollte ganz selbstverständlich geschützt werden.
In einer idealen Welt bräuchte es dafür keine Anreize. Je zermürbender die Pandemie verläuft, desto eher entscheiden die Menschen sich jedoch für kurzfristige Vergnügen, anstatt langfristige Folgen abzuwägen. Genau dieser Effekt lässt sich aber nutzen: In den USA bekamen Menschen, die sich impfen ließen, teilweise Rabattgutscheine für Supermärkte. Das mag primitiv sein, hebt aber die Stimmung, fördert den Konsum und beschleunigt die Impfkampagne.
Isabel Aulehla
Redaktion Gesundheitspolitik