Neue AGDT-Spitze – Prof. Heinemann gibt an das Duo Schlüter/Freckmann ab
Prof. Heinemann, was sind die Gründe dafür, dass Sie vom Vorstand der AGDT zurückgetreten sind?
Prof. Heinemann: Dies war eigentlich schon für den Mai dieses Jahres geplant. Ich habe diesen Schritt schon vor einem Jahr angekündigt, wegen Corona bin ich aber selbstverständlich im Amt geblieben. Nach gut 9,5 Jahren in dieser Funktion ging es mir vor allem um eine Reduktion meiner Arbeitsbelastung und darum, anderen, jüngeren Menschen Raum zu schaffen.
Was waren die wichtigsten Schwerpunkte in der AGDT-Arbeit in den Jahren mit Ihnen als Vorsitzendem?
Prof. Heinemann: Neben dem Schulungsprogramm SPECTRUM und der Kostenerstattung für rtCGM-Systeme insbesondere die Erstellung einer Praxisleitlinie für Glukosemessung sowie einer Reihe von Stellungnahmen und Publikationen zu diesem Themenbereich.
Sie bleiben mit Ihrem Wissen der Diabetologie aber erhalten?
Prof. Heinemann: Selbstverständlich! Ich werde nicht nur mit meinen Kollegen vom AGDT-Vorstand weiter zusammenarbeiten, im Zusammenhang mit dem DiaTec-Kongress, dem diatec journal und dem DiaTec weekly ergeben sich vielfältige Anknüpfungspunkte, auch über die Leitung der Kommission Labordiagnostik in der Diabetologie.
Frau Schlüter, Sie werden bis zu den regulären Neuwahlen im Mai 2021 die 1. Vorsitzende sein. Kam die Übertragung der Aufgabe für Sie überraschend?
Sandra Schlüter: Dass Herr Heinemann vom Amt des 1. Vorsitzenden zurücktreten möchte, hat er intern und auch auf der Jahrestagung im letzten Jahr bereits öffentlich angekündigt. Wir hatten eigentlich Neuwahlen für den kompletten Vorstand geplant. Aber die Kongressabsagen haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Daher haben wir im Vorstand und Beirat beschlossen, in der Übergangszeit bis zur DDG Frühjahrstagung Mai 2021 die AGDT Vorstandsarbeit mit einer modernen Doppelspitze zu besetzen. Doppelspitze heißt, Dr. Guido Freckmann und ich, als Vorstandsmitglieder, werden uns die Aufgaben in der AGDT bis dahin teilen: Mitgliederinteressen vertreten, Organisation, Kommunikation, Finanzen und was noch so alles anfällt. Um auf Ihre Eingangsfrage zurückzukommen: Der Rücktritt kam für den AGDT-Vorstand nicht überraschend.
Bitte stellen Sie sich doch kurz vor. Wo sind Sie tätig?
Sandra Schlüter: Seit 2008 bin ich als Diabetologin in Northeim, Südniedersachsen, niedergelassen und mittlerweile Seniorpartnerin in unserer diabetologischen Schwerpunktpraxis. Ich bin 50 Jahre alt, arbeite gerne mit Menschen zusammen, die etwas bewegen möchten, insbesondere in der Diabetologie.
Meine Vision ist es, dass moderne innovative Diabetestherapie allen Menschen mit Diabetes zur Verfügung steht. Dieser Ansatz deckt sich mit der Vision der AGDT, dass alle Menschen mit Diabetes Zugang zu Technologien haben, die sie befähigen, ihre Therapieziele zu erreichen. Ziele erreichen, geht häufig deutlich besser mit Humor, daher lache ich gerne und sehe die Welt positiv. Probleme sind zum Lösen da!
Was sehen Sie als die größten Herausforderungen an, denen sich die Diabetologie bzw. die AGDT hinsichtlich des technologischen Fortschritts stellen muss?
Sandra Schlüter: In Sachen Herausforderungen leben wir momentan in interessanten und lebendigen Zeiten. Herausforderungen gibt es viele in der Diabetologie, insbesondere in der Diabetestechnologie und -digitalisierung. Die größte zu definieren, ist schwierig. Es ist eher das Zusammenspiel aller Herausforderungen, was die Aufgabe selbst zu einer Herausforderung macht. Eine Herausforderung ist es, eine Struktur zu schaffen, um digitale Devices und Netze für alle flächendeckend nutzbar zu machen. Herausfordernd sind auch die Zulassungsstrukturen.
Haben wir für alle Technologien adäquate Zulassungskriterien oder ist die technische Entwicklung schneller als die behördliche Zulassungsstelle? Weitere Herausforderungen sind internationale Standards in der Genauigkeit und Sicherheit der Systeme. Oder die Implementierung von Weiterbildung und Fortbildung zum Thema Diabetestechnik. Nur wer die Technik verstanden hat, kann sie auch in der Patientenschulung richtig vermitteln.
Es gibt also viele politische, wissenschaftliche und weiterbildungsbezogene Herausforderungen, die nicht alle von der AGDT allein gelöst werden können. Hier müssen die Fachgesellschaften und Verbände gemeinsam daran arbeiten, die Diabetologie für die Zukunft fit zu machen.
Der Vorstand der AGDT ist als Team konzipiert? Wer sind Ihre Mitstreiter und wie arbeiten Sie zusammen?
Sandra Schlüter: Vereinsarbeit ist unserer Meinung nach immer Teamwork und so praktizieren wir es auch in der AGDT. Ein Verein lebt von seinen Mitgliedern und vor allem von deren Aktivität. Außerdem wäre es sträflich, die hohe Expertise und Qualität unseres Beirates und der Mitglieder nicht mit in die Prozesse bei Stellungnahmen und in die Entwicklung von Konzepten für die Nutzung von Diabetestechnologie mit einzubinden. Wir haben „Themengruppen-Strukturen“ geschaffen mit den Inhalten Technologie, Mensch und Schulung, Produktqualität sowie Digitalisierung. Es gibt Themengruppenleitungen, die die inhaltliche Arbeit strukturieren und lenken, sowie die Mitglieder der Themengruppe, die gemeinsam die Konzepte umsetzen. Die Themen bilden inhaltlich alles das ab, was die AGDT als wichtig empfindet.
Des Weiteren besteht ein enger Kontakt zu anderen Arbeitsgemeinschaften der DDG mit gemeinsamen Projekten. Zuletzt haben wir eine gemeinsame Online-Jahrestagung mit der AG Diabetes und Psychologie durchgeführt. Das Projekt war ein großer Erfolg mit bis zu 500 Teilnehmern im Plenum und ausgebuchten Workshops.