Nationale Diabetesstrategie der Großen Koalition gegen die Volkskrankheit
Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Gesundheitswirtschaft diskutierten kürzlich in der Landesvertretung Sachsen-Anhalt zum Thema „Volkskrankheit Diabetes: Schicksal oder Herausforderung?“.
Hierbei wurde deutlich, dass seitens der Politik bereits einiges getan wurde, um die Volkskrankheit eindämmen zu können. Das betrifft etwa das Präventionsgesetz mit Maßnahmen zur Verhaltensprävention.
Wie Dr. Christa Scheidt-Nave, Leiterin des Fachgebiets Körperliche Gesundheit beim Robert Koch-Institut, ausführte, zeigt die Diabetes Surveillance inzwischen Hinweise auf eine verbesserte Früherkennung in Deutschland, einen Rückgang beim Anteil des unerkannten Diabetes mellitus Typ 2 sowie ein Stagnieren bei dessen Inzidenz.
Diabetes-Behandlung kostet hierzulande 21 Mrd. Euro
Dennoch waren sich die Diskutanten einig, dass die im Koalitionsvertrag angesprochene Diabetesstrategie endlich zum Tragen kommen muss. Dr. Stefanie Gerlach von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe verwies auf Versorgungsengpässe, resultierend u.a. aus einem Mangel an Diabetologen. Sie forderte zudem einen Vorrang für die Verhältnisprävention, z.B. das Verbot von an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel.
„In Deutschland kostet die Diabetes-Behandlung 21 Milliarden Euro. Dies entspricht etwa 11 % der Krankenversicherungsausgaben“, sagte Hans-Jürgen Müller, Vorstandsvorsitzender des IKK. Zwei Drittel davon resultierten aus der Behandlung diabetischer Folgeerkrankungen wie Fußamputationen, Erblindungen oder Niereninsuffizienzen.
Dietrich Monstadt, Berichterstatter für Adipositas und Diabetes der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, teilte mit, dass die Diabetesstrategie bereits formuliert sei. Er habe daran mitgearbeitet. Zurzeit liege der Entwurf bei der SPD-Fraktion. Von Euphorie zeigte sich Monstadt jedoch weit entfernt: „Die hatte ich vor drei Jahren.“ In der letzten Legislatur sei man jedoch nicht zum Abschluss gekommen, u.a. wegen des Vorschlags einer Lebensmittelampel, den die Union nicht mittragen wollte.
Jetzt denke die SPD über das Einbeziehen einer Adipositasstrategie nach. Die Union sieht zwar deren Notwendigkeit, präferiert aber ein separates Vorgehen. Denn eine Kombination würde einen ressortübergreifenden Ansatz erfordern, so Monstadt, d.h., auch die Ressorts für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz wären einzubeziehen. „Und dann dauert es wieder.“
Dass die Diabetesstrategie noch vor der Sommerpause verabschiedet wird, bezweifelt der Politiker selbst im Fall der SPD-Zustimmung. Schließlich setze die Strategie nur den Rahmen. Es gehe auch um die Umsetzung und Gesetze, damit Geld im Haushalt eingestellt wird.
„Wir wollen einen umfassenden Ansatz formulieren“
Angesprochen auf Eckpunkte im Strategie-Papier, nannte Monstadt u.a. das Implementieren von Diabetes-Registern, bessere Prävention mithilfe der kommunalen Ebene sowie ein Nachjustieren bei der Versorgung. „Wir wollen einen umfassenden Ansatz formulieren, der bis in die Selbstverwaltung hineinreicht.“ So sollten z.B. die Kassen noch stärker aufklärend tätig werden.
Quelle: 20. Plattform Gesundheit des IKK