Der Nationalen Diabetesstrategie voraus: Brandenburg richtet Diabetes-Konferenz ein
Brandenburg hat die dritthöchste Prävalenz von Typ-2-Diabetes in Deutschland. Dies zeigt der Diabetesbericht, den die rot-rote Landesregierung im Mai vorgestellt hat. Bereits 2017 war sie von ihren Landtagsfraktionen beauftragt worden, eine Datenbasis zur Situation der Patienten zu schaffen. „Ich bin froh, dass wir nicht auf die Nationale Diabetesstrategie gewartet haben“, sagt Britta Müller (SPD).
Hohe Arbeitslosenquote geht mit hoher Prävalenz einher
Das Forschungsunternehmen Agenon wertete Routinedaten von AOK Nordost und Barmer aus. Wie andere ostdeutsche Länder auch, liegt Brandenburg deutlich über der bundesweiten Durchschnittsprävalenz von 9,2 %. Im Jahr 2016 waren 11,5 % der Einwohner von Typ-2-Diabetes betroffen. Das entspricht 286 000 Menschen. Besonders betroffen sind Landkreise, in denen die Arbeitslosenquote hoch ist. So leiden in der Prignitz 14 % der Einwohner unter Typ-2-Diabetes.
Die Brandenburger Diabetes Gesellschaft begrüßt den Bericht. Sie hatte das Projekt mit vorangetrieben. Die damit geschaffene Datenbasis sei sehr wichtig. „Wir sehen, wie die Patienten versorgt sind, wie die Arztdichte ist, wie viele Diabetologen es gibt. Es wäre schön, wenn es für mehr Bundesländer einen Bericht gebe. Dann könnte man diese Daten besser vergleichen“, sagt Dr. Wolfram Steinborn, Vorstandsmitglied der DDG-Regionalgesellschaft.
In der Landtagsdebatte zum Diabetesbericht zeigten sich die meisten Fraktionen bereit zu gemeinsamen Maßnahmen für eine bessere Versorgung. Ursula Nonnemacher, Fraktionsvositzende der Grünen, forderte, mehr für die Prävention von Typ-2-Diabtes zu tun.
Entscheidungen des Bundes wurden scharf kritisiert
Bis zu 90 % der Krankheitsfälle seien vermeidbar. „Vor diesem Hintergund kritisieren wir viele Entscheidungen auf Bundesebene“, so Nonnemacher. „Dazu gehören die beschlossenen Änderungen beim Check-up für über 35-Jährige, der künftig nur noch alle drei Jahre in Anspruch genommen werden darf und keine regulären Blut- und Urin-Untersuchungen mehr zur Aufdeckung eines Diabetes beinhalten soll. Geradezu fahrlässig ist aus unserer Sicht die gezielte Verschleppung einer Nährwertkennzeichnung, auch als Lebensmittelampel bekannt, durch Bundesministerin Klöckner.“
Die stellvertretende AfD-Landesvorsitzende Birgit Bessin meinte, mithilfe des selektiven Zitates „Welche Art von Ernährung als gesund oder ungesund gilt, ist kulturell unterschiedlich und unterliegt außerdem gesellschaftlichem Wandel“ einen Zusammenhang von Zucker- und Fett-Konsum und Typ-2-Diabetes widerlegen zu können. Die Partei spricht sich gegen Werbeverbote und eine Zucker-Steuer aus.