Diabetesversorgung Pläne sollen endlich raus aus der Schublade
Dringend sollte die Nationale Diabetesstrategie wieder aus der Schublade geholt und am besten vollständig in einen nationalen Rahmenplan überführt werden, so DDG und diabetesDE. Dieser müsse eine ganzheitliche gesundheitspolitische Strategie verfolgen, die sowohl verhaltens- als auch verhältnispräventive Maßnahmen integriert. Stattdessen verfolge das Bundesgesundheitsministerium (BMG) ungenügende Einzelmaßnahmen wie das „Gesundes-Herz-Gesetz“ (GHG) – ohne ein ganzheitliches Konzept zur Bekämpfung von Volkskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Adipositas und Bluthochdruck.
Jahr um Jahr verstreicht ungenutzt
„Der Jahrestag der Nationalen Diabetesstrategie erinnert daran, dass die Politik bereits seit vier Jahren eine konkrete Anleitung für eine bessere nationale Diabetes- und Gesundheitsprävention in den Schubladen hat, die Gelegenheit zur Umsetzung jedoch Jahr um Jahr verstreichen lässt“, kritisiert DDG Präsident Professor Dr. Andreas Fritsche, Tübingen.
In der Verabschiedung des Bundestages am 3. Juli 2020 wurde die Bundesregierung aufgefordert, die Prävention und Versorgungsforschung zu Diabetes mellitus und Adipositas voranzubringen sowie den Ausbau der entsprechenden Lehrstühle zu fördern. Entgegen dieser Ziele sei die „sprechenden Medizin“ weiterhin unterfinanziert, Lehrstühle fehlten sogar zunehmend und die Weiterbildung drohe zu verkümmern. „Auch die aktuelle Krankenhausreform wird diese Misere leider verstärken“, betont Prof. Fritsche.
„Wir begrüßen es, dass sich Karl Lauterbach die Prävention auf die Fahnen geschrieben hat. Sein aktuell geplantes ,Gesunde-Herz-Gesetz‘ kann den Ansprüchen einer gesamtgesellschaftlichen Präventionsstrategie jedoch nicht gerecht werden“, kritisiert Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG und DANK-Sprecherin. „Die darin enthaltenen Aspekte erscheinen als reiner Aktionismus. Sie widersprechen den internationalen Empfehlungen der WHO und EU, im Sinne eines ,Health in All Policies‘-Ansatzes, ressortübergreifend zu agieren.“
Packt der Gesundheitsminister die NDS doch noch an?
Übrigens: Bereits nach der Verabschiedung der NDS im Bundestag 2020 hatten DDG und diabetesDE darauf hingewiesen, dass im Beschluss das Bekenntnis zu verhältnispräventiven Maßnahmen noch fehle und hier Nachbesserungen notwendig seien. Was hat das alles mit einem Spatenstich von Bundesgesundheitsminister Prof. Lauterbach für eine neue Produktionsstätte des Mounjaro®-Herstellers Lilly im April in Alzey (Rheinland-Pfalz) zu tun? Damals ergriff die dz-Redaktion die Gelegenheit, den Minister nach der Nationalen Diabetesstrategie zu fragen. Seine Antwort: „Die Diabetesstrategie ist für uns wichtig und wir bringen dies ins Rollen.“ Er verwies zudem darauf, dass es bei den Diabetes-DMP zur Auflage gemacht werden soll, die „Adipositasversorgung schon frühzeitig“ mit anzugehen. Bleibt abzuwarten, ob dies bedeutet, dass die Nationale Diabetesstrategie doch noch umgesetzt wird.