Sonnenbrand am Ballermann – Wenn Dummheit so richtig weh tut

Kolumnen Autor: Dr. Cornelia Tauber-Bachmann

Sonne, Strand und Alkohol - eine gefährliche Mischung. Sonne, Strand und Alkohol - eine gefährliche Mischung. © fotolia/stockfotocz

Das Thema in unserer Praxiskolumne: Zu viel Sonne und Alkohol am Ballermann.

Tatsächlich, ein iPhone! Und nicht nur das: Von dem Gerät aus ziehen zwei Kabelstränge in eleganten Linien nach oben, um mit einer schwungvollen Kurve bei den eindeutig erkennbaren Ohrstöpseln zu enden.

Fasziniert schaue ich auf die blanke Vorderseite des Patienten, der etwas verzweifelt vor mit sitzt. Auf seinem deutlich vorgewölbten und leuchtend roten Abdomen zeichnet sich mit scharfer Markierung der Negativabdruck eines Mobiltelefons samt zugehörigem Equipment ab.

Der junge Mann hatte die Pfingstfeiertage zu einem Kurzurlaub am mallorquinischen „Ballermann“ genutzt und war nach der dort üblichen „Vorarbeit“, sprich dem Konsum mehrerer alkoholischer Getränke, in der mittäglichen Sonne am Strand eingeschlafen. Selbstverständlich als richtiger Mann ohne sich mit Sonnencreme eingecremt zu haben. Und mit dem Handy samt Zubehör auf dem Bauch.

Meine zugegeben wenig empathische, aber sehr spontane Frage: „Und das Handy, funktioniert das noch?“ beantwortet er mit einem knappen „Ja“. Tolle Technik, ich bin beeindruckt, was diese Geräte aushalten.

Leider geht es dem jungen Mann weniger gut. Er fröstelt, reagiert also systemisch auf diesen heftigen Sonnenbrand. Den Rückflug hat er mithilfe eines extrem locker sitzenden T-Shirts und kühlenden Salben aus der lokalen Apotheke überstanden. Vermutlich auch mithilfe von ein paar schmerzstillenden alkoholischen Getränken. Und mit der extrem knappen Einhaltung der minimalen Dauer der Anschnallpflicht.

Er klagt über brennende Schmerzen auf der Haut, dazu extremen Juckreiz. Na gut, das kriegen wir hin innerhalb von ein bis zwei Tagen. Die Markierungen auf der Haut wird er allerdings mindestens bis zum Herbst behalten. Als Erinnerung dran, wie man es nicht machen soll.

„Schützt Alkohol etwa vor Sonnenstich?"

Über Kopfschmerz klagt er interessanterweise nicht. Vielleicht weil er eine „Ansage“ meinerseits fürchtet bezüglich seines Alkoholkonsums, vielleicht weil er ihn für die normalen Folgen seines Ausflugs, den „Kater“, hält, vielleicht weil er wirklich keinen Kopfschmerz verspürt. Schützt Alkoholkonsum vor Sonnenstich?

Wäre ja mal ein Thema für eine Doktorarbeit. Als ich ihn danach frage, erklärt er mir eifrig, dass er einen Sonnenschutz auf dem Kopf getragen habe. Ein Käppi, das zwar einen Schirm über den Augen bietet, aber den Oberkopf freilässt. Schließlich ist es ja sonst drunter zu heiß. Dabei ist sein Schädel kahlrasiert!

Warum er auf dem Kopf keinen Sonnenbrand hat, ist mir schleierhaft. Vielleicht hat er den Kopf beim Schlafen in den Sand gebohrt oder instinktiv mit dem Kopf im Schatten gelegen oder ein mitfühlender Mitmensch hat über sein Haupt ein Handtuch gelegt. So ohne weiteres erweckbar war er ja vermutlich nicht.

Ich erkläre ihm, dass er mit seinem exzessiven Sonnenbad dem Hautkrebs wieder ein Stück näher gekommen ist, weil die Haut nichts vergisst, und dass bei seinem kahlrasierten Kopf die Gefahr von Hautveränderungen und Vorstufen von Hautkrebs in 20 bis 30 Jahren sehr wahrscheinlich sind. Ich empfehle ihm einen guten Sonnenschutz sowohl für den Kopf als auch für den Körper und ich schreibe ihn – ein bisschen zähneknirschend – arbeitsunfähig. Wie soll er schließlich mit seinen Verbrennungen in normale Kleidung oder sogar einen Anzug kommen. Und natürlich bekommt er die entsprechenden Medikamente rezeptiert.

„Der Arbeitgeber muss für dämliches Verhalten zahlen"

Aber ich sinniere immer noch ein wenig darüber, warum die Allgemeinheit für solch ein dämliches Fehlverhalten aufkommen und der Arbeitgeber die Fehltage zahlen muss.