Unterversorgung bei klinischer Ernährung
Nur 10 % der Kliniken und 30 % der Pflegeheime in Deutschland verfügten 2018 über eine Diätassistenz (Europa: 63 % bzw. 86 %). Ein Ernährungsteam bzw. eine Ansprechperson für Ernährung gab es in 58 % der Kliniken und in 45 % der Wohnbereiche in Pflegeheimen (Europa: 82 % bzw. 71 %). Das zeigen nutritionDay-Daten, basierend auf Erhebungen von 2006 bis 2018 zu Mangelernährung und Versorgungsstrukturen in Kliniken und Pflegeheimen.
Ein Viertel der Stationen orientiert sich bei der klinischen Ernährung auch nicht an Richtlinien oder Standards. Fehlen jedoch entsprechende Strukturen, erhalte selbst bei schwerer Mangelernährung nur ein Teil der Betroffenen eine Intervention, mahnt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Dabei nehme mit abnehmender Essmenge und schlechter werdendem Ernährungszustand die Mortalität und im Krankenhaus auch die Aufenthaltsdauer zu.
„Grundvoraussetzung für eine bedarfsdeckende Ernährung ist ein hochwertiges, attraktives Essensangebot in Kliniken und Pflegeheimen. Auch diesbezüglich besteht deutlicher Verbesserungsbedarf“, erklärt die DGE. Sie drängt auf ein routinemäßiges Screening auf Mangelernährung in den Einrichtungen.
Als alarmierend bezeichnet der Geschäftsführer des Bundesverbandes Medizintechnologie, Dr. Marc-Pierre Möll, die nutritionDay-Daten. Er bekräftigt den Nutzen enteraler Ernährungstherapien. Speziell bei Kindern seien diese auch unter dem Aspekt der körperlichen und geistigen Entwicklung durchzuführen, angepasst an die Krankheitssituation des Patienten.
Ausdrücklich unterstützt der Industrieverband die DGE-Forderung nach einem obligatorischen Ernährungsscreening. Zudem plädiert er für verbindliche Qualitätskriterien in der Versorgung. Noch immer habe der GKV-Spitzenverband keine Qualifikationsanforderungen für Leistungserbringer definiert, die Menschen mit enteraler Ernährung versorgen.
Medical-Tribune-Bericht