Kommentar Vision und Strategie für Hausarztpraxen

Aus der Redaktion Autor: Michael Reischmann

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Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband geht den nächsten Schritt. Es ist ihm gelungen, die Hausarztzentrierte Versorgung neben dem KV-System zu etablieren.

Stolz verkündet er: Zehn Millionen freiwillig eingeschriebene Versicherte übertrifft die Zahl der PKV-Kunden. Jetzt gilt es, mit Primärversorgungszentren bzw. interprofessionellen, digitalisierten Teampraxen weiterzumachen. Alles spricht dafür.

Dass die Evaluation des HÄPPI-Konzepts in Baden-Württemberg überwiegend positiv ausfiel, war erwartbar. Alle Beteiligten waren bis in die Haarspitzen motiviert. Die ausgewählten Praxen dürfen sich zu den Vorreitern zählen, was die Nutzung von Videosprechstunden, Patientenmessenger und Onlineterminkalender sowie die Beschäftigung von Physician Assistants oder Primary Care Managerinnen betrifft. Sie bieten allerdings auch eine Perspektive, wie es trotz des bevorstehenden Abgangs der Babyboomer in der Hausärzteschaft gelingen kann, den wachsenden Betreuungsbedarf zu meistern: durch die Abgabe von Aufgaben an andere qualifizierte Teammitglieder. Eine aktuelle Versichertenbefragung für die Techniker Krankenkasse besagt: 89 % finden es (sehr) gut, wenn Pflegekräfte oder medizinisches Fachpersonal bestimmte Aufgaben von Ärztinnen und Ärzten übernehmen. Und 81 % buchen bereits Arzttermine online oder möchten dies in Zukunft tun.

Auch in der Politik und bei den Krankenkassen stößt die Idee der Primärversorgungszentren auf Zustimmung. Allerdings stellt sich sofort die Frage: Wenn daraus ein flächendeckendes Angebot werden soll – wer bezahlt die Transformation? Denn Aufwand entsteht. Für den Aufbau neuer Strukturen, für die Qualifikation von Teammitgliedern, für digitale Tools und vor allem beim Wandel in den Köpfen.

Der HÄV traut sich diese Aufgabe zu. Er wird alle Hebel in Bewegung setzen – politisch, in der Selbstverwaltung, bei den Vertragspartnern, den Mitgliedern sowie Patientinnen und Patienten. Er hat mit der HzV eine effektive Verwaltung aufgebaut, die Verah-Weiterbildung und das PCM-Studium für MFA auf den Weg gebracht. Und er hat den nötigen langen Atem.

Michael Reischmann, Resortleiter Gesundheitspolitik