Akute Herzinsuffizienz ja oder nein?

Dr. Angelika Bischoff

Die NT-proBNP-Grenzwerte zeigen in Subgruppen geringe Validität. Die NT-proBNP-Grenzwerte zeigen in Subgruppen geringe Validität. © Berit Kessler– stock.adobe.com

Das NT-proBNP gilt als wichtiger Marker in der Diagnostik einer akuten Herzinsuffizenz. Doch allzu hilfreich scheinen die definierten Grenzwerte nicht zu sein. Besser, man stellt ihnen ein paar klinische Parameter zur Seite.

Die Diagnose einer akuten Herzinsuffizienz kann schwierig sein, weil viele Patienten unspezifische Symptome aufweisen. Die meisten Leitlinien empfehlen zur Aufdeckung die Messung des natriuretischen Peptids NT-proBNP und verknüpfen die Wahrscheinlichkeit für eine akute Herzinsuffizienz mit bestimmten Schwellenwerten.

Daten von rund 10.000 Patienten ausgewertet 

Doch die routinemäßige Messung dieses Parameters hat sich noch nicht durchgesetzt. Das liegt vor allem daran, dass die Aussagekraft von NT-proBNP-Grenzwerten bisher vor allem in kleinen selektierten Kohorten untersucht wurde. Es gibt daher berechtigte Zweifel an der Generalisierbarkeit dieser Studien und der Nutzen des Markers in der klinischen Praxis bleibt fraglich. 

In einer internationalen kollaborativen Evaluierung wurde daher die diagnostische Wertigkeit von empfohlenen Grenzwerten für bestimmte Subgruppen in einer Metaanalyse aus 14 Studien analysiert. Die Auswertung der Daten von rund 10.000 Patienten ergab einen negativen prädiktiven Wert (NPV) von 94,6 % für den NT-proBNP-Schwellenwert von 300 pg/ml. Deutlich niedriger war der NPV in einigen Subgruppen, z.B. bei Älteren, Adipösen oder vorbestehender Herzinsuffizienz. Der positive prädiktive Wert (PPV) lag zwischen 61 % (< 50-Jährige), 73,5 % (50- bis 75-Jährige) und 80,2 % (> 75-­Jährige).  

Bei Anpassung der Schwellenwerte auf 100 pg/ml für den Ausschluss einer akuten Herzinsuffizienz und 1.000 pg/ml für den Einschluss, wies NT-proBNP zwar einen hohen NPV und PPV in der Gesamtbevölkerung auf, aber eine geringere Validität bei Subgruppen wie Älteren, Adipösen und Patienten mit vorbestehender Herz- oder Niereninsuffizienz.

Die Arbeitsgruppe um Dr. Kuan Ken Lee vom British Heart Foundation Centre for Cardiovascular Science, University of Edinburgh, entwickelte dann das Entscheidungstool CoDE-HF. Es berücksichtigt NT-proBNP als kontinuierliche Messgröße sowie einige objektive klinische Variablen, die sich als bedeutsame Einflussfaktoren erwiesen haben: Alter, eGFR, Hämoglobin, BMI, Herzfrequenz, Blutdruck sowie das Vorhandensein von peripheren Ödemen, COPD oder KHK. Patienten mit und ohne vorbestehende Herzinsuffizienz werden beim CoDE-HF separat betrachtet.  

Eine akute Herzinsuffizienz ließ sich mit diesem Instrument konsis­tent über alle Subgruppen hinweg genauer aus- oder einschließen als mit NT-proBNP-Werten allein. Sein Nutzen soll nun in prospektiven Studien geprüft werden.

Quelle: Lee KK et al. BMJ 2022; 377: e068424;  DOI: 10.1136/bmj-2021-068424

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Die NT-proBNP-Grenzwerte zeigen in Subgruppen geringe Validität. Die NT-proBNP-Grenzwerte zeigen in Subgruppen geringe Validität. © Berit Kessler– stock.adobe.com