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Akutes Koronarsyndrom mit Troponin-Test ausschließen?
Risikofaktoren für eine KHK finden sich bei der Frau nicht, sie ist weder durch die Familienanamnese belastet, noch leidet sie unter Hochdruck, Diabetes oder Hypercholesterinämie. Ein Nikotinabusus wird ebenso verneint wie die Einnahme von Medikamenten in der vergangenen Woche. Beim Arztkontakt bestehen die atemunabhängigen, gleichbleibenden Thoraxschmerzen bereits seit 30 Stunden.
Mit einem klinischen Risiko-Score (s. Tabelle) lässt sich die Wahrscheinlichkeit für ein kardiovaskuläres Ereignis in den kommenden 30 Tagen berechnen. Bei der Patientin beträgt es knapp 5 %. Ihr Troponin-Wert liegt laut Praxismessung unter der Nachweisgrenze.
Diese Befundkonstellation entspricht einem negativen prädiktiven Wert von 97,1 %. Das entspricht einem Risiko von 2,9 %, in den folgenden vier Wochen einen Myokardinfarkt zu erleiden oder zu versterben. Bei einer höheren Vortestwahrscheinlichkeit würde der negative prädiktive Wert allerdings geringer ausfallen.
Den zeitlichen Verlauf der Thoraxschmerzen im Auge behalten
Wichtig für die Beurteilung der Troponin-Werte ist auch der zeitliche Verlauf der Thoraxschmerzen: In den ersten zwölf Stunden lässt sich ein akutes Koronarsyndrom mit den derzeit in der Praxis verfügbaren Point-of-Care-Tests (POCT) nicht sicher ausschließen. Dafür sind die verfügbaren Tests aber nicht sensitiv genug, schreiben Privatdozent Dr. Lorenz Risch, Laborarzt im schweizerischen Liebefeld, und sein Kollege.
Sinnvoll ist der POCT-Test dagegen für Patienten mit sehr niedrigem ACS-Risiko, wenn sie den Arzt erst nach mindestens zwölfstündiger Schmerzdauer aufsuchen. Für den vorliegenden Fall bedeutet dies: Wiese die Frau eine höhere Vortestwahrscheinlichkeit auf oder bestünden die Symptome erst seit Kurzem, sollte man eine notfallmäßige Einweisung erwägen.
Quelle: Lorenz Risch et al., Therapeutische Umschau 2015; 72: 105-112
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