
Anti-BDCA2-Antikörper senken Typ-1-Interferone

Ein neuer Antikörper soll sowohl dem kutanen als auch dem systemischen Lupus erythematodes zu Leibe rücken. Gerichtet ist er gegen BDCA2 (blood dendritic cell antigen 2), einen Rezeptor, der ausschließlich auf der Oberfläche von plasmazytoiden Zellen vorkommt. Bindet der Antikörper an den Rezeptor, wird die Ausschüttung von Typ-1-Interferonen und anderen Entzündungsmediatoren vermindert. Die Zytokine sind sowohl beim SLE als auch beim kutanen LE von Bedeutung.
In einer zweiteiligen Phase-2-Studie (LILAC) konnte der monoklonale Anti-BDCA2-Antikörper Litifilimab Hautsymptome und Gelenkmanifestationen lindern, berichten Dr. Victoria Werth von der University of Pennsylvania in Philadelphia und Kollegen. 132 Patienten mit kutanem LE bekamen in den Wochen 0, 2, 4, 8 und 12 entweder Placebo oder eine von drei Litifilimab-Dosierungen (50, 150 oder 450 mg) subkutan injiziert. Eine bereits laufende Lupustherapie durfte beibehalten werden, nicht erlaubt waren hochpotente topische oder intraläsional gegebene Steroide. Primärer Endpunkt war die Veränderung des CLASI-A nach 16 Wochen.
Unter allen drei Dosierungen kam es zu einer signifikanten Besserung der Hautläsionen, schreiben die Autoren. Als Nebenwirkungen traten Hypersensitivitätsreaktionen, oraler Herpes und Herpes zoster auf.
Die Beurteilung der Effekte von Litifilimab auf Gelenkmanifestationen beruht ebenfalls auf LILAC-Daten. Dr. Richard Furie, Northwell Health, Great Neck N.Y. und Kollegen werteten das Outcome von 102 Lupuspatienten mit mindestens vier geschwollenen Gelenken aus. Die Studienkohorte bestand aus Placebo- und Hochdosisgruppe.
Gürtelrose als häufige Nebenwirkung
Bei der Basisuntersuchung wiesen Patienten aus der Placebogruppe durchschnittlich 21,4 aktive Gelenke auf, die aus der Litifilimab-Gruppe 19,0. Nach 24 Wochen Therapie (inkl. Ausschleichen der Steroide auf max. 10 mg/d) reduzierte sich die Anzahl der schmerzenden oder geschwollenen Gelenke um durchschnittlich 11,6 unter Placebo und 15,0 unter dem Antikörper. Auch bei diesen Patienten kam es zu Herpes zoster und einer Herpeskeratitis. Ob Litifilimab ein neuer Kandidat zur Behandlung des Lupus wird, müssen größer angelegte Studien zeigen, folgern die Autoren.
Dem kann Dr. Daniel Wallace vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles nur zustimmen. Er führt als Limitation auch die Kürze der Behandlung von nur 24 Wochen ins Feld – v.a. hinsichtlich der Rückschlüsse auf die Sicherheit des neuen Wirkprinzips. Die mit durchschnittlich 17 betroffenen Gelenken für derartige Studien ungewöhnlich hohe Krankheitsaktivität der Patienten müsse ebenfalls bedacht werden. Zudem betont er, wie wichtig auch bei dieser Therapie die vorherige Zosterimpfung ist – analog zu Anifrolumab und anderen Biologika. Insgesamt ermutige die Studie aber, weiter nach Strategien zu suchen, die an diesen pathologischen Signalwegen beim Lupus ansetzen.
Quellen: Weth VP et al. N Engl J Med 2022;387:321-31, doi: 10.1056/NEJMoa2118024
Furie RA et al. N Engl J Med 2022;387:894-904, doi: 10.1056/NEJMoa2118025
Wallace DJ. N Engl J Med 2022;387:939-940, doi: 10.1056/NEJMe2208772
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