Antibiotikum schützt dyskinetische Zilien

Dr. Daniela Erhard

Die Erhaltungstherapie mit Antibiotika bei primärer Ziliendyskinesie senkt die Exazerbationsrate. Die Erhaltungstherapie mit Antibiotika bei primärer Ziliendyskinesie senkt die Exazerbationsrate. © iStock/BeholdingEye

Für Patienten mit primärer Ziliendyskinesie könnte sich die Prophylaxe mit Azithromycin lohnen: die Exazerbationsrate sinkt.

Bei häufig exazerbierender primärer Ziliendyskinesie könnte die Erhaltungstherapie mit Azithromycin eine Option sein. Laut den Ergebnissen der BESTCILIA-Studie ist sie über sechs Monate gut verträglich, halbiert die Exazerbationsrate und beugt womöglich so irreversiblen Lungenschäden vor. 

In der europäischen Phase-3-Studie, die u.a. aufgrund von Rekrutierungsproblemen vorzeitig abgebrochen wurde, erhielten 90 Patienten ein halbes Jahr lang dreimal wöchentlich entweder 250 mg (bei Personen unter 40 kg) bzw. 500 mg (ab 40 kg) Azithromycin oder ein entsprechendes Placebopräparat, berichten die Studienautoren um Dr. Helene Kobbernagel vom Kopenhagener Universitätsklinikum. 

Exazerbationsrisiko wurde halbiert

Insgesamt wurden im Verlauf 31 Exazerbationen in der Azithromycin- und 56 in der Placebogruppe registriert (primärer Endpunkt). Das relative Risiko, unter dem Verum eine akute Verschlechterung zu erleiden, lag im Vergleich zu Placebo bei 0,45. Die Wahrscheinlichkeit, von akuten Verschlechterungen verschont zu bleiben, betrug 57 % versus 30 %. Auch die Anzahl pathogener Bakterien im Sputum ging unter der Azithromycin-Prophylaxe im Verlauf zurück.

Geringere Besiedelung mit pathogenen Bakterien

Wies anfangs gut die Hälfte (53 %) der Patienten  derartige Mikroorganismen auf, waren es am Ende 28 %. Unter Placebo stieg dagegen die Rate von 54 % auf 62 % nach einem halben Jahr. Zudem beherbergten Patienten der Azithromycin-Gruppe im Schnitt mit knapp unter einer Art deutlich weniger pathogene Bakterienspezies als die der Placebogruppe mit fast 2,5.

Bezogen auf Lungenfunktion und -volumina, Atemwegswiderstand, Verteilungsstörungen der Ventilation, Hörvermögen oder Entzündungsmarker schnitt die Placebotherapie allerdings nicht schlechter ab. Auch die Nebenwirkungen waren im Großen und Ganzen vergleichbar. Unter Azithromycin kam es jedoch häufiger zu lockerem Stuhl oder Durchfall. Eine deutlich höhere Rate an Makrolidresistenzen fanden die Forscher nicht.

Quelle: Kobbernagel HE et al. Lancet Respir Med 2020; 8: 493-505; DOI: 10.1016/S2213-2600(20)30058-8

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Die Erhaltungstherapie mit Antibiotika bei primärer Ziliendyskinesie senkt die Exazerbationsrate. Die Erhaltungstherapie mit Antibiotika bei primärer Ziliendyskinesie senkt die Exazerbationsrate. © iStock/BeholdingEye