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Anwendungen können eine Vielzahl von Beschwerden lindern

Die Kneipptherapie beinhaltet weit mehr als Wassertreten, Waschen und Wickeln, betonen Dr. Marita Stier-Jarmer und Kollegen von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Es handelt sich vielmehr um ein ganzheitliches Gesundheitskonzept, das auf den fünf Säulen Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Regulation der inneren Ordnung basiert. Die Behandlung wird meist als drei- bis vierwöchige Kur angeboten und beinhaltet neben der Hydrotherapie als Hauptbestandteil noch eine Reihe weiterer Ansätze (s. Kasten).
Die fünf Elemente einer Kneippkur | |
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Hydrotherapie | Anwendung mit kaltem und/oder warmem Wasser (Güsse, Bäder, Packungen, Wickel, Tau- und Wassertreten) |
Bewegungstherapie | moderate körperliche Aktivität bzw. Sport |
Ernährung | abwechslungsreiche Vollwertkost |
Phytotherapie | Behandlung und Prophylaxe mit Heilpflanzen, deren Teilen und Zubereitungen |
Ordnungstherapie | Maßnahmen, die zu einer gesunden und bewussten Lebensweise führen |
Kneippen auch für Gesunde
Effekt einer antihypertensiven Therapie lässt sich steigern
Keine Auswirkungen hatte die Hydrotherapie dagegen bei Vorschulkindern mit häufigen Erkältungen, obwohl sie allgemein gern zur Abhärtung empfohlen wird: Die alleinige Inhalation von Kochsalzlösung senkte die Zahl der Schnupfenepisoden ebenso gut wie in Kombination mit Hydrotherapie. Bei Erwachsenen zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den möglichen Indikationen für eine Kneipptherapie. Patienten mit leichter chronischer Herzinsuffizienz (NYHA II–III) konnten durch häusliche Wasseranwendungen ihre Lebensqualität in Eigenregie signifikant verbessern. Auch der Effekt einer antihypertensiven Behandlung ließ sich durch Hydrotherapie steigern. Wadenwickel mit Lehm oder Quark, kalte Kniegüsse und Wassertreten förderten das Wohlbefinden bei chronisch-venöser Insuffizienz, die zusätzliche lokale Anwendung eines Arnika-Gels verstärkte den Effekt. Auch für das Gehen und Baden in Mineralwasser konnte eine positive Wirkung gezeigt werden. Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) profitierten von mehrmals wöchentlichen Obergüssen und kalten Waschungen des Oberkörpers und der Arme. Dieses Vorgehen stärkte das Immunsystem und verringerte nachweislich die Infektanfälligkeit. Patienten mit Polyneuropathie erfuhren durch Wasseranwendungen eine Linderung der quälenden Parästhesien und fanden zu verbessertem Schlaf. Bei arthrotisch bedingten Schmerzen in Hüft- und Kniegelenk wurden Hydro- und Bewegungstherapie sowie eine Kombination beider Verfahren getestet. Ein signifikanter Unterschied zwischen den drei Strategien ließ sich nicht nachweisen. Den numerisch stärksten Effekt erzielte die alleinige Hydrotherapie. Unter den verschiedenen Optionen konnte speziell für Heusack-Anwendungen eine Wirkung auf rheumatische Symptome gezeigt werden. Auch gastrointestinale Störungen sind der Kneipptherapie zugänglich. Nach einer stationären naturheilkundlichen Behandlung aufgrund anderer Indikationen konnten zwei Drittel der Patienten ihre zuvor benötigte Dyspepsiemedikation absetzen oder zumindest in der Dosis reduzieren.Schlafspezifische Kneippkur sorgt für ruhigere Nächte
Auch im Klimakterium bewährt sich die Kneippsche Hydrotherapie, wie eine Studie zeigen konnte. Nach zwölfwöchiger Selbstbehandlung waren die unangenehmen Wechseljahresbeschwerden so gut wie verschwunden. Zu viel sollten Frauen in dieser Situation allerdings nicht erwarten: Bei Brustkrebspatientinnen mit menopausalen Symptomen konnten begleitende Depressionen und Angst nicht gelindert werden. Schlafstörungen ohne organische Ursache sind dagegen eine sehr geeignete Indikation. Nach drei Wochen schlafspezifischer Kneippkur hatte sich die Nachtruhe der Studienteilnehmer nachhaltig verbessert. Mit positiven Effekten darf man offensichtlich auch noch im hohen Alter rechnen: Bewohnern von Seniorenheimen verhalf die Kombination aus Hydro-, Bewegungs- und Phytotherapie zu erheblich mehr Wohlbefinden.Quelle: Stier-Jarmer M et al. Complement Med Res 2021; 28: 146-159; DOI: 10.1159/000510452
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