Autoimmun versus autoallergisch

Maria Weiß

Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria leiden zumeist unter einem quälenden Juckreiz. Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria leiden zumeist unter einem quälenden Juckreiz. © kanachaifoto – stock.adobe.com

Die Pathogenese der chronisch spontanen Urtikaria ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Im Fokus steht die Unterscheidung zwischen autoallergischen und autoimmunen Formen, denn danach richtet sich die Therapie.

Die chronisch spontane Urtikaria (CSU) gehört zu den mastzellvermittelten Erkrankungen, wobei die Mastzelldegradierung maßgeblich über Autoantikörper vermittelt wird. Dies muss man den Patienten genau erklären, betonte Prof. Dr. Marcus Maurer von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Denn noch immer glauben viele, an einer Allergie zu leiden, deren Auslöser nur noch nicht gefunden wurde. Umfangreiche Allergietests machen aber bei diesen Patienten keinen Sinn. Auch die früher übliche Fokussuche ohne entsprechenden Hinweis (z.B. beim HNO-Arzt) bringt in der Regel wenig und ändert kaum etwas an der Therapie, betonte der Experte.

Ob es sich um eine autoallergische oder autoimmune Form der CSU handelt, ist entscheidend für Verlauf und Therapieansprechen. Bei autoallergischen Formen liegen häufig eine komorbide Allergie sowie ein erhöhtes Gesamt-IgE vor. Antikörper gegen die thyreoidale Peroxidase (Anti-TPO) können hoch oder normal sein. Bei diesen Patienten ist ein insgesamt günstigerer Verlauf und ein schnelles und gutes Ansprechen auf den Anti-IgE-Antikörper Omalizumab wahrscheinlich.

Wenige Laborparameter reichen diagnostisch aus

Bei autoimmuner CSU hingegen liegt häufig eine komorbide Autoimmunität vor. Antinukleäre Antikörper und Anti-TPO sind meist hoch, gehäuft findet man eine Eosinopenie und Basopenie sowie ein erniedrigtes Gesamt-IgE. Der Verlauf ist deutlich ungünstiger mit langer Krankheitsdauer, hoher Krankheitsaktivität und erhöhtem CRP. Auf Antihistaminika und Omalizumab sprechen die Betroffenen eher schlecht an. Deutlich mehr Aussichten auf Erfolg haben Ciclosporin und Fenebrutinib.

Um die beiden Formen zu unterscheiden, reichen i.d.R. wenige Laborparameter aus: BSG und/oder CRP, Differenzialblutbild, IgE und IgG-Anti-TPO. Richtungsweisend ist die ausführliche Anamnese. Im weiteren Verlauf sollte regelmäßig die Krankheitsaktivität erfasst und dokumentiert werden. Dazu eignen sich validierte Instrumente wie der Urtikaria-Kontrolltest (UCT). Patienten müssen lediglich vier Fragen beantworten, die Auswertung ist simpel: Für jede Frage zu Symptomen gibt es maximal 4 Punkte. Wer 16 Punkte erreicht hat, gilt als symptomfrei. Ab 12 Punkten darf man von einer guten Krankheitskontrolle ausgehen. Inzwischen ist der UCT auch für Kinder validiert. Gute Dienste leistet zudem die CSU-App CRUSE, die frei im Internet erhältlich ist.

Zwar ist eine CSU nicht heilbar, doch lässt sich mit den heutigen Möglichkeiten meist eine komplette Kontrolle ohne Beschwerden und Einschränkungen des täglichen Lebens erreichen. Die Therapie startet mit einem H1-Antihistaminikum der zweiten Generation, das ggf. auch höher dosiert werden darf (bis zu 4 x/d). Bei unzureichender Kontrolle nach zwei bis vier Wochen kann Omalizumab (300 mg alle vier Wochen) gegeben werden – bei unerträglichen Beschwerden auch schon früher. Falls nötig, darf man höher dosieren oder das Intervall verkürzen. Sprechen die Patienten nur unzureichend an, ist Ciclosporin eine Option. Sind die Patienten unter der Therapie schon längere Zeit beschwerdefrei, kann man die Medikation schrittweise reduzieren – z.B. das Omalizumabintervall verlängern oder die Dosis herabsetzen. Nur so lässt sich beurteilen, ob inzwischen bereits die gewünschte und bei CSU erwartbare Spontanremission eingetreten ist.

Quelle: Kongressbericht 13. Allergologie-Update-Seminar

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Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria leiden zumeist unter einem quälenden Juckreiz. Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria leiden zumeist unter einem quälenden Juckreiz. © kanachaifoto – stock.adobe.com