Bakterien gegen Asthma?

Barbara Kreutzkamp

Mikroben-Besiedlung scheint die Lunge vor Asthma zu schützen: Keimfreie Mäuse reagierten extrem auf Milben. Forscher hoffen, daraus Therapie-Optionen entwickeln zu können.

Die frühzeitige Besiedelung der Lunge mit Mikroben scheint Kinder vor einem Asthma bronchiale zu schützen. Darauf deuten aktuelle Studiendaten. Erst seit Kurzem weiß man, dass die Lunge unmittelbar nach der Geburt von Bakterien der Mutter bzw. der Umwelt besiedelt wird – vergleichbar dem Darm und der Haut.

Der pulmonalen Keimflora kommt dabei eine besondere Aufgabe zu: Sie kann die Manifestation eines Asthma bronchiale verhindern, wie Schweizer Forscher zunächst im Tierexperiment herausfanden.1

Keimfreie Umgebung führt zu Mäuse-Asthma

Neugeborene Mäuse mit noch sterilen Lungen reagierten auf die Exposition gegenüber Hausstaubmilben-Allergenen mit bronchialer Hyperreagibilität. Mit zunehmender pulmonaler Besiedlung verlor sich diese überschießende Immunantwort im Verlauf von zwei Wochen.

Nicht so bei Nagern, die in keimfreier Umgebung aufgezogen wurden. Diese reagierten auch im Erwachsenenalter noch auf Milbenallergene. Ähnliche Mechanismen sind wahrscheinlich auch beim Menschen relevant, vermuten die Kollegen. Darauf deuten erste Pilotstudien an Neugeborenen aus der Schweiz und Neuseeland hin.

Asthma: Antibiotika wahrscheinlich ohne Bedeutung

Und wie steht es mit dem immer wieder behaupteten Zusammenhang zwischen frühkindlicher Antibiotikatherapie und Asthma? Ein britisches Team fand in einer Kohortenstudie mit 916 Kindern zwar ebenfalls eine Assoziation, konnte aber keine kausale Beziehung sichern. Stattdessen fiel den Kollegen auf, dass die mit Antibiotika behandelten Kinder häufig eine verminderte antivirale Immunität aufwiesen. Die Forscher vermuten, dass nicht die Medikamente, sondern diese Abwehrschwäche und ebenfalls vermehrt beobachtete genetische Veränderungen dem Asthmaausbruch Vorschub geleistet haben.2


Quellen:
1 E. Gollwitzer et al., Nature Medicine 2014; online first;
A. Semic-Jusufagic et al., Lancet Respir Med 2014; online first

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