Vitamin D bei Asthma bronchiale

Das Sonnenvitamin ist nicht nur gut für die Knochen, sondern scheint auch antiinflammatorische Effekte zu haben, erklärte Professor Dr. Stefan Zielen, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Frankfurt am Main.

Versuche im Mausmodell hätten gezeigt, dass sich ein perinatales Vitamin-D-Defizit immunmodulatorisch auswirke: Die Aktivität der regulatorischen T-Zellen nehme ab, das Th1/Th2-Gleichgewicht verschiebe sich zugunsten von Th2 – „das möchte der Allergologe auf keinen Fall“, sagte der Kollege.

Asthmatiker weisen oft ein Vitamin-D-Defizit auf

Macht sich diese Pathophysiologie eventuell klinisch bemerkbar? „Drei von fünf, die hier sitzen, haben einen Vitamin-D-Mangel, aber nicht drei von fünf haben Asthma“, stellte Prof. Zielen fest. Dennoch, dass es bei Asthmatikern eine erhöhte Prävalenz des Vitamin-D-Defizits gibt und umgekehrt eine erhöhte Prävalenz von Asthma bei Vitamin-D-Mangel, belegen zahlreiche Studien.

Besondere Aufmerksamkeit sollte auf den signifikanten Zusammenhang von niedrigen und extrem niedrigen (< 20 ng/ml) Vitamin-D-Spiegeln und schweren Asthma-Exazerbationen gelegt werden, forderte Prof. Zielen.

Positiver Effekt bei schwerer Luftnot

Professor Dr. Susanne Lau von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie der Charité Universitätsmedizin Berlin stellte die Aussagekraft der vom Kollegen vorgestellten Ergebnisse infrage.

So habe eine multizentrische Studie ergeben, dass die Verschlechterung asthmatischer Symptome hauptsächlich auf eine niedrige Therapieadhärenz zurückzuführen sei, der Einfluss des Vitamin-D-Spiegels schien dabei nicht maßgeblich, betonte Prof. Lau. Allerdings räumte sie ein, dass der Zusammenhang zwischen sehr schweren Krankheitsverläufen und extremem Vitamin-D-Defizit wahrscheinlich sei.

Kann durch eine Vitamin-D-Supplementation bei Asthma ein therapeutischer Effekt erzielt werden? „Vitamin D ist kein Cortison oder Bronchodilatator“ – seine Effekte müssen langfristiger betrachtet werden, erklärte Prof. Zielen.

Wie er berichtete, liefern aktuelle Interventionsstudien erste Evidenzen für eine Wirkung des Vitamins bei Asthmatikern mit schweren Exazerbationen. Als Beispiel nannte er eine randomisierte Studie an einer Kohorte von 130 iranischen Erwachsenen und Kindern. Die Gabe von Vitamin D zusätzlich zur Behandlung mit Asthma-Controllern über 24 Wochen verbesserte im Vergleich zur alleinigen Controllertherapie die Einsekundenkapazität (FEV1) bei milden bis moderatem Asthma signifikant.¹

Steroidwirkung durch Calcitriol unterstützt

Dieser Effekt konnte nur durch den Einsatz ungewöhnlich hoher Dosen erreicht werden, gab Prof. Lau zu bedenken. In einer aktuellen placebokontrollierten Doppelblindstudie habe man bei Kindern mit mildem Asthma keine therapeutische Wirkung durch die hoch dosierte Gabe von Vitamin D erreichen können.²

Prof. Zielen ließ sich jedoch von seinem Pro-Vitamin-D-Kurs nicht abbringen. In einer britischen Interventionsstudie habe die Gabe von Calcitriol die klinische Wirksamkeit von Glukokortikoiden bei einer kleinen Subkohorte von Patienten mit schweren Exazerbationen, die zuvor nicht ausreichend auf die Therapie angesprochen hatten, signifikant gebessert, argumentierte er.³

Die Verbindung von Vitamin D und Asthma ist keineswegs trivial, im Gegenteil, betonte Prof. Lau. Aktuelle Forschungsergebnisse⁴ sprechen dafür, dass bestimmte Polymorphismen des Vitamin-D-Rezeptors mit einer verstärkten Wirkung des Vitamin D einherzugehen scheinen. Und diese Funktionszunahme war mit einem erhöhten! Risiko für Asthma assoziiert, berichtete Prof. Lau.

Hilft Vitamin D nun gegen Asthma oder nicht? Zwar ließ sich diese Frage in der Debatte nicht eindeutig klären, was sich auch im abschließenden TED-Ergebnis von 50:50 widerspiegelte. In einem Punkt herrschte dennoch Einigkeit bei Experten und Auditorium: Hingucken lohnt sich angesichts des bevölkerungsweiten Vitamin-D-Mangels immer!

Quelle:
9. Deutscher Allergie-Kongress
1. Saba Arshi et al., Ann Allergy Asthma Immunol 2014; 113: 404-409
2. Ronen Bar Yoseph et al., Pediatric Pulmonology 2014, online first
3. Alexandra M Nanzer et al., J Allergy Clin Immunol 2014; 133: 1755-1757
4. Kalthoum Tizaoui et al., Lung 2014; online first