So behandeln Sie schwerstes Asthma

Dr. Carola Gessner

Therapie der bedrohlichen Atemwegserkrankung am Phänotyp orientieren. Therapie der bedrohlichen Atemwegserkrankung am Phänotyp orientieren. © fotolia, rvika

Immer wieder leidet Ihr Asthmapatient unter bedrohlichen Anfällen. Wie Sie die Therapieresistenz durchbrechen können, hängt vom jeweiligen Phänotyp ab.

Die verschiedenen Asthma-Phänotypen weisen klinische, bronchiale und serologische Charakteristika auf.

  • Beim früh im Leben beginnenden primär allergischen Asthma gehen bronchiale Hyperreaktivität, Intensität der eosinophilen Entzündung in den Atemwegen – und von Asthmasymptomen – quasi Hand in Hand.
  • Beim später beginnenden „late-onset-Asthma mit Eosinophilie“ spielt dagegen die IgE-vermittelte Reaktion gegen exogene Allergene eine geringere Rolle. Die Inflammation steht ganz im Vordergrund, die bronchiale Mukosa schwillt zunehmend an, Beta-Agonisten wirken ungenügend. Klinisch kann sie der COPD ähneln – die Bluteosinophilie und hohe FeNO*-Werte führen evtl. auf die Spur der eosinophilen Atemwegsentzündung. Beim früh im Leben beginnenden primär allergischen Asthma gehen bronchiale Hyperreaktivität, Intensität der eosinophilen Entzündung in den Atemwegen – und von Asthmasymptomen – quasi Hand in Hand.
  • Typisch für das nicht-atopische Asthma übergewichtiger Frauen, das ebenfalls erst im Erwachsenenalter beginnt sind endobronchial nur wenige Entzündungszellen und schlechte Chancen für die intiinflammatorische Therapie.
  • Zudem gibt es das neutrophile Asthma als mögliche Folge von Zigarettenrauchen oder Chlamydieninfektion.

Auf jeden Fall muss das „schwierig zu kontrollierende Asthma“ vom „schweren Asthma“ abgegrenzt werden (s. Kasten). So ist es möglich, dass leichtes/mittelgradiges Asthma starke Symptome hervorruft, wenn es mit der Behandlung nicht klappt. Dann gilt auch ein leichtes Asthma als unkontrolliert, erläutern Dr. Thomas Rothe vom Spital Davos und Kollegen.

Keine Kontrolle oder schweres Asthma

Unkontrolliertes Asthma ist nicht gleichbedeutend mit schwerem Asthma. Die Symptomkontrolle ist ungenügend, wenn der Patient:
  • im ACT*-Test weniger als 20 Punkte erzielt
  • häufig schwere Exazerbationen erleidet, die im letzten Jahr zwei oder mehr systemische Steroidstöße (jeweils länger als 3 Tage) nötig machten, oder
  • mindestens eine akute Klinikeinweisung (oder Intensivstation-Aufenthalt) wegen schwerer Exazerbation erlebt hat
  • oder einen Verlust der der Kontrolle erfährt, wenn der Beta-Agonist kurzzeitig pausiert wird (FEV1 fällt auf < 80 % des individuellen Bestwertes).
Schweres Asthma dagegen ist definiert durch:
  • persistierende obstruktiven Beschwerden über mehr als sechs Monate trotz Gabe lang wirksamer Beta-Agonisten (LABA), inhalativer Steroide (ICS) und/oder oraler Kortikosteroide, oder
  • Verlust einer funktionierenden Asthmakontrolle durch Dosisreduktion

Bei schwerem Asthma Selbstmanagement fördern

Wer schweres Asthma unter Kontrolle bekommen/behalten will, muss – nach Abchecken von Therapie-Adhärenz und Inhalationstechnik – auf gute Schulung setzen. Der Patient lernt wirksames Selbstmanagement lernen und bekommt einen maßgeschneiderten Aktionsplan an die Hand. Dieser befähigt ihn, selbst gegenzusteuern, wenn die Symptome plötzlich zunehmen, FEV1- bzw. Peak-flow-Werte fallen, Beta-Agonisten nicht mehr wirken wie gewohnt oder zunehmend häufig gebraucht werden. Durch rasches Einschreiten lassen sich schwere Exazerbationsverläufe erfahrungsgemäß vermeiden, so die Pneumologen. Im Rahmen der Selbstüberwachung kann Peak-flow(PF)-Monitoring hilfreich sein, doch Vorsicht: Verlässt man sich allein auf das PF-Protokoll, werden Exazerbationen oft erst mit einer Latenz von 48 Stunden erkannt. Daher empfiehlt es sich, subjektive Symptome und PF-Verlauf gemeinsam zu betrachten. Sinnvollerweise geben Sie dem Betroffenen orale Steroide für den Fall der Fälle an die Hand, um zeitnah auf Verschlechterungen zu reagieren. Diese Autonomie macht sich besonders dann bezahlt, wenn der Patient sich auf Reisen begibt.
Im Rahmen der Selbstüberwachung kann Peak-flow(PF)-Monitoring hilfreich sein, doch Vorsicht: Verlässt man sich allein auf das PF-Protokoll, werden Exazerbationen oft erst mit einer Latenz von 48 Stunden erkannt. Daher empfiehlt es sich, subjektive Symptome und PF-Verlauf gemeinsam zu betrachten. Haben die Asthma-Symptome nur leicht zugenommen, genügt eventuell die Vervierfachung der ICS-Dosis. Fällt hingegen die FEV1 rasch ab, bedarf es eines systemischen Steroidstoßes (40–60 mg Prednisolon-Äquivalent oral) über mindestens drei Tage. Beenden kann man die systemische Therapie, sobald der individuelle FEV1-Bestwert nach Beta-Agonist-Anwendung wieder erreicht ist. Asthma-Symptome und PF-Variabilität können dennoch eine Zeitlang persistieren, um dies zu behandeln genügt jedoch die vorübergehende Erhöhung der ICS-Dosis. Währt der orale Steroidstoß nicht länger als acht Tage, braucht man nicht auszuschleichen.

Hohe Steroiddosen

Die GINA-Stufe 4 empfiehlt zur Therapiekontrolle hochdosierte ICS plus LABA.
  • Beclomethason-dipropionat≥ 2000
  • BDF-HFA≥ 1000 (Autohaler)
  • Budesonid≥ 1600
  • Ciclesonid≥ 320
  • Fluticasonpropionat≥ 1000
  • Mometasofuroat≥ 800

Beim allergischen Asthma Allergenkarenz und Immuntherapie

Was die therapeutischen Besonderheiten bei verschiedenen Asthma-Phänotypen angeht, so stehen beim allergischen Asthma Allergenkarenz und Immuntherapie obenan. Ein weiterer Pfeil im Köcher: der IgE-Antikörper Omalizumab (vom Spezialisten verordnet). Bei eosinophilem Asthma wirken hochdosierte ICS wie z.B. Ciclesonid. Als Hoffnungsträger für die Zukunft nennen die Autoren den Anti-IL5-Antikörper Mepolizumab. Bei der oft zugleich vorliegenden ASS-Intoleranz lohnt ein Therapieversuch mit Montelukast.  Bei neutrophilem Asthma raten die Autoren zur längerfristigen Gabe niedrigdosierter Makrolide (nach Ausschluss von Nikotinkonsum). Diese Antibiotika wirken zusätzlich antiinflammatorisch an der Bronchialmukosa. Das Asthma der übergewichtigen Frauen bedarf dagegen anderer Strategien. Ein dramatischer Gewichtsverlust – durch Magenbypass-Operation – bewirkt erwiesenermaßen eine Besserung der Asthmakontrolle.


Quelle: T. Rothe et al., Swiss Medical Forum 2015; 15 (24): 573–579
* Exhaliertes Notritoxid

**Global Initiative of Asthma (GINA), www.ginasthma.org

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