Asthma oder COPD - die Anamnese als Schlüssel
Für den Laien heißt auch heute noch alles, was mit Atemnot zu tun hat, Asthma. Entsprechend leben wir bei dieser Erkrankung immer noch in einer Welt der Fehldiagnosen, kritisierte Privatdozent Dr. Marek Lommatzsch von der Universität Rostock.
Betrachtet man Patienten im Alter über 15 Jahre, denen man die Diagnose Asthma aufgestempelt hat, so leiden nur 45 % wirklich unter dieser Erkrankung. Schließt man nur die über 40Jährigen ein, so stimmt die Diagnose nur noch zu 8 %.
Die eingangs vorgestellte 86-Jährige litt unter Ruhedyspnoe und Tachypnoe und zeigte eine Lippenzyanose. Auskultatorisch bestanden grobblasige Rasselgeräusche beidseits und ein expiratorisches Giemen. Die Herztöne waren leise und das Röntgenbild wies ebenfalls auf eine pulmonale Überblähung hin.
Anamnese führte auf die richtige Spur
Die Anamnese brachte die Kollegen schließlich weiter: Die Frau hatte zwar nie geraucht, war aber in einem Braunkohleabbaugebiet ein Leben lang intensivem Smog ausgeliefert, was die Entwicklung einer COPD erklären könnte. Zusätzlich wurde eine Herzinsuffizienz diagnostiziert und mit Diuretika behandelt. Unter einer inhalativen Therapie mit Tiotropium und Formoterol ging die Luftnot zurück und die Frau erholte sich rasch. Die Differenzierung zwischen Asthma und COPD ist entscheidend, betonte der Referent, denn in der Therapie beider Erkrankung gibt es große Unterschiede.
Bei der Diagnose verlassen sich viele Kollegen auf Spirometrie und Reversibiltätstestung. Denn früher galt: Beim Asthma ist die Obstruktion reversibel, bei der COPD nicht. Doch seit der UPLILFT-Studie weiß man, dass sich die Obstruktion auch bei COPD-Patienten manchmal unter Ipratropium bessert. Auch der vormals als eindeutig gehaltene Parameter der Progression hat sich als trügerisch gezeigt. Die Aussage: Die COPD ist immer progredient, wurde in der Eclipse-Studie widerlegt. Zwar verschlechtern sich 70 % der COPD-Patienten, allerdings bleibt die Erkrankung bei 23 % konstant und 7 % verbessern sich im Verlauf sogar wieder.
|
|
Bei klarer Anamnese kann ein Histamintest weiterhelfen, so der Rat des Referenten. Als indirekte Methoden des Asthmanachweises gibt es noch Hyperventilation Belastung, Mannitolinhalatation oder Kaltluftexposition. Diese Tests funktionieren zwar ganz gut, haben sich bei uns allerdings nicht durchgesetzt.
Daneben gibt es die Prüfung des exhalierten NO (FeNO-Test) die sich aber weniger für die Erstdiagnose als für die Therapiebegleitung eignet. Allergietests sind nur bedingt aussagekräftig, da es auch Asthmatiker ohne Sensibilisierung gibt. Auch Sputumzytologie und Blutgasanalyse bieten keine alleinige Diagnose, sondern lediglich Zusatzinformationen.
Asthmatiker mehr von Allergien betroffen als COPD-Patienten
Damit bleibt als wichtigstes Instrumentarium die Anamnese, hob Dr. Lommartzsch hervor. Hier liegt in der Regel der Schlüssel zur Diagnose. Er wiederholte die wichtigsten anamnestischen Hinweise: Asthma beginnt meist vor dem 40 Lebensjahr, COPD danach.
Die Raucheranamnese ist nicht besonders aussagekräftig, da nicht nur COPD-Patienten, sondern auch viele Asthmatiker schon früh mit dem Rauchen beginnen. Die Beschwerden des Asthmatikers aber sind in der Regel unabhängig vom Rauchbeginn. Beim COPD-Patienten dagegen beginnen die Beschwerden immer erst Jahre oder Jahrzehnte nach dem Rauchstart.
Asthmatiker leiden häufig, COPDler selten an Allergien. Bei den Komorbiditäten verhält es sich genau umgekehrt. Auch die Symptome unterscheiden sich gewaltig. Während die COPD mit langsam über Jahre fortschreitender Luftnot einhergeht und progredient zur Belastungsdyspnoe führt, leiden Asthmatiker unter Luftnotattacken, mit Husten und Giemen.
Dazwischen gibt es immer wieder Intervalle der Beschwerdefreiheit. Zusätzlich sind nächtliche oder saisonale Verschlechterungen häufig und der Patient kann Ihnen typische Auslöser nennen. So kommt die Luftnot häufig nach Allergenkontakt, Kälte, Medikamenten, Stress oder Anstrengung.
Quelle: 53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).