Bei fehlender pCR eskalieren!

Birgit-Kristin Pohlmann

Folgt auf die neoadjuvante Chemotherapie keine Komplettremission, sinken die Chancen für Frauen mit tripel-negativem Mammakarzinom. (Agenturfoto) Folgt auf die neoadjuvante Chemotherapie keine Komplettremission, sinken die Chancen für Frauen mit tripel-negativem Mammakarzinom. (Agenturfoto) © auremar – stock.adobe.com

Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs haben eine schlechte Prognose, wenn sie unter neoadjuvanter Systemtherapie keine pathologische Komplettremission erreichen. Postneoadjuvant heißt es dann Behandlung eskalieren. Nur wie?

Gute Heilungschancen von bis zu 90 % blühen Frauen mit frühem tripel-negativen Mammakarzinom (TNBC) unter neoadjuvanter Chemotherapie. Und das trotz aggressiver Tumorbiologie. Doch diese Prognose gilt nur für Patientinnen, deren Karzinom eine pathologischen Komplettremission (pCR) erreicht. Für alle anderen schrumpft die Heilungsrate auf unter 60 %, erläuterte Dr. Katharina Smetanay vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen und Universitätsfrauenklinik Heidelberg. „Dann haben wir die Aufgabe, die postneo­adjuvante Therapie zu eskalieren.“  

Capecitabin

In diesem Fall empfiehlt die AGO Mamma Capecitabin. Die Entscheidung basiert auf der CREATE-X-Studie. Demnach war für Frauen mit TNBC unter 6–8 Zyklen postneoadjuvantem Capecitabin nach fünf Jahren die Rate des Gesamt­überlebens erhöht mit 78,8 % vs. 70,3 % unter dem Standard. Dr. ­Smetanay bekräftigte die Empfehlung.

Olaparib

Vor dem Hintergrund der aktuellen Phase-3-Daten von OlympiA gilt Olaparib als eine wichtige neue (postneo-)adjuvante Option für Hochrisiko-Patientinnen mit HER2-Mammakarzinom und Nachweis einer BRCA-Keimbahnmutation (gBRCA-Mutation).

Etwa 80 % der Teilnehmerinnen wiesen ein frühes TNBC auf. Nach drei Jahren hatten die Frauen ohne pCR sowie adjuvant Behandelte mit hohem Rezidivrisiko unter Olaparib ein signifikant länger invasiv-krankheitsfreies Überleben (p < 0,0001). Für das Gesamtüberleben ergab sich nur ein positiver Trend (p = 0,024).

Obwohl Olaparib für die (post-neo-)adjuvante Therapie noch nicht zugelassen ist, empfahl Dr. ­Smetanay, möglichst alle Frauen mit TNBC bereits während der neoadjuvanten Therapie auf eine gBRCA-Mutation zu testen. Liegt die Alteration vor und steht eine pCR aus, stellt sie einen Antrag bei der Kasse auf die Kosten­übernahme für Olaparib.

Sinnvolle Studienteilnahme

Das Einschließen von Patientinnen in Studien erachtet Dr. Smetanay­ als weitere gute Option, beispielsweise in die Phase-3-Studie SASCIA­ der German Breast Group. Frauen mit HER2- Brustkrebs ohne pCR erhalten hier Sacituzumab-Govitecan bzw. im Kontrollarm eine Chemotherapie nach Wahl des Arztes (Capecitabin oder Platin). Hintergrund: Für die metastasierte Situation liegen aus der ASCENT-Studie bereits vielversprechende Daten zum Antikörper-Wirkstoff-Konjugat vor. Als „interessantes Projekt aus Heidelberg“ stellte die Referentin das COGNITION-­­ bzw. das COGNITION-GUIDE-Programm vor. Bei Ersterem bekommen Frauen mit frühem Mammakarzinom und hohem Rückfallrisiko eine risikoadaptierte post-neoadjuvante Therapie. Sie basiert auf einer molekulargenetischen Untersuchung des Stanzbiopsat, welches vor der neoadjuvanten Behandlung entnommen wurde. Falls sich so keine pCR erreichen lässt, kann die Patientin bald am COGNITION-­GUIDE-Programm teilnehmen. In diesem unterzieht sie sich entsprechend der nachgewiesenen Mutation einer zielgerichteten Therapie. Das COGNITION-­GUIDE-Programm soll laut Dr. Smetanay­ bald starten.

Quelle: Smetanay K. 40. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie (virtuell); Session „Postneoadjuvante Therapie des Mamma­karzinoms“

40. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie

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Folgt auf die neoadjuvante Chemotherapie keine Komplettremission, sinken die Chancen für Frauen mit tripel-negativem Mammakarzinom. (Agenturfoto) Folgt auf die neoadjuvante Chemotherapie keine Komplettremission, sinken die Chancen für Frauen mit tripel-negativem Mammakarzinom. (Agenturfoto) © auremar – stock.adobe.com