Früher triple-negativer Brustkrebs: Neoadjuvante Checkpoint-Inhibition verlängert Überleben

ASCO 2021 Birgit-Kristin Pohlmann

Nach drei Jahren waren noch 95 % der Patientinnen mit frühem triple-negativem Brustkrebs, die neoadjuvant PD-L1-Hemmer erhalten hatten, am Leben. Nach drei Jahren waren noch 95 % der Patientinnen mit frühem triple-negativem Brustkrebs, die neoadjuvant PD-L1-Hemmer erhalten hatten, am Leben. © iStock/ksass

Frauen mit triple-negativem Mammakarzinom scheinen langfristig von einer neoadjuvanten Checkpoint-Inhibition zu profitieren: Die Addition des PD-L1-Hemmers Durvalumab zu einer Chemotherapie verlängerte in der GeparNuevo-­Studie das Leben der Patientinnen nach drei Jahren Follow-up.

Werden Checkpoint-Inhibitoren zu einer Mono-Chemotherapie hinzugegeben, so verbessert dies u.a. das progressionsfreie Überleben (PFS) von Frauen mit triple-negativem Mammakarzinom (TNBC). Auch in der frühen Situation gibt es zahlreiche Untersuchungen – mit GeparNuevo liegen nun erstmals Langzeitdaten für die Neoadjuvanz mit Durvalumab vor. In die Phase-2-Studie aus Deutschland waren 174 Erkrankte mit frühem TNBC eingeschlossen worden, erläuterte Professorin Dr. Sibylle Loibl, German Breast Group, Neu-Isenburg. Die Teilnehmerinnen erhielten zunächst zwei Wochen den PD-L1-Inhibitor oder ein Placebo, gefolgt von zwölf Wochen nab-Paclitaxel ± Durvalumab. Im Anschluss erfolgte eine Behandlung für weitere acht Wochen mit Epirubicin/Cyclophosphamid ± der Immuntherapie.

Die Rate pathologischer Komplettremissionen (pCR: ypT0 ypN0) zum Zeitpunt der Operation war im Prüfarm mit 53,4 % vs. 44,2 % numerisch, aber nicht signifikant höher als in der Kontrolle (p = 0,287). Nach einem medianen Follow-up von 43,7 Monaten zeigten sich jetzt jedoch statistisch signifikante Vorteile hinsichtlich der sekundären Endpunkte, dem invasiven krankheitsfreien Überleben (iDFS), dem fernmetastasenfreien Überleben (DDFS) und dem ­Gesa­mt­überleben (OS).

Nach drei Jahren leben noch 95 % der Patientinnen

Das iDFS nach drei Jahren hatte sich mit 85,6 % im Vergleich zu 77,2 % durch die Zugabe von Durvalumab signifikant verlängert, so die Referentin. Das entsprach einer Risikoreduktion um 52 % (HR 0,48; p = 0,0398). Das DDFS-Risiko nach drei Jahren verringerte sich um 69 % (HR 0,31; p = 0,0078). 91,7 % vs. 78,4 % der Frauen hatten bis dato keine Fernmemastasen entwickelt. Dies schlug sich in einem signifikanten Überlebensvorteil nieder mit einer Überlebensrate nach drei Jahren von 95,2 % vs. 83,5 %. Das Delta von fast 12 % entsprach einer Risikoreduktion um 76 % (HR 0,24; p = 0,0108).

Die beste Prognose hatten Frauen, die eine pCR erreichten, so Prof. Loibl (HR 0,27; p = 0,012). Nach drei Jahren waren alle dieser Patientinnen im Prüfarm am Leben aber nur 88,9 % in der Kontrolle. Bis dato traten während einer pCR unter dem PD-L1-Inhibitor keine Fernmetastasen auf. Teilnehmerinen ohne pCR erreichten im Prüfarm eine Drei-Jahres-Überlebensrate von 92,0 % verglichen mit 78,8 % in der Kontrolle (HR 0,30; p = 0,053).

Muss überhaupt noch adjuvant behandelt werden?

Angesichts dieser Ergebnisse plädierte Prof. Loibl dafür, den Nutzen von Checkpoint-Inhibitoren in der adjuvanten Situation verstärkt zu prüfen. Die unabhängige Diskutantin Professorin Dr. Melinda Telli, Stanford University School of Medicine, betonte, dass noch einige offene Fragen zum neoadjuvanten Einsatz der Substanzen bestehen – zum Beispiel, ob pCR und Langzeitbenefit korrelieren oder ob eine adjuvante Weiterbehandlung sinnvoll ist. Eine Checkpoint-Blockade sei derzeit beim frühen TNBC keine Routine im klinischen Alltag, so Prof. Telli.

Quellen:
Loibl S et al. 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell); Abstract 506 ; DOI: 10.1200/JCO.2021.39.15_suppl.506
Telli M et al. 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell); Oral Abstract Session

Kongressbericht: 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell)

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Nach drei Jahren waren noch 95 % der Patientinnen mit frühem triple-negativem Brustkrebs, die neoadjuvant PD-L1-Hemmer erhalten hatten, am Leben. Nach drei Jahren waren noch 95 % der Patientinnen mit frühem triple-negativem Brustkrebs, die neoadjuvant PD-L1-Hemmer erhalten hatten, am Leben. © iStock/ksass