Am Androgenrezeptor ansetzen

Dr. Judith Lorenz

Das Ansprechen auf Darolutamid schien mit der Aktivität des Androgenrezeptors zu korrelieren. Das Ansprechen auf Darolutamid schien mit der Aktivität des Androgenrezeptors zu korrelieren. © Crystal light - stock.adobe.com

Einige triple-negative Mammakarzinome exprimieren den Androgenrezeptor. Ihr Wachstum wird durch Androgene stimuliert. Hier bietet sich mit Darolutamid möglicherweise ein Therapieansatz.

Androgenrezeptor(AR)-positive triple-negative Mammakarzinome (TNBC) werden auch als „molekular-apokriner-“ (MA) oder „luminaler Androgenrezeptor“ (LAR)-Subtyp bezeichnet, erläutert Prof. Dr. Hervé Bonnefoi von der Universität Bordeaux. Gemeinsam mit weiteren Forschenden ging er der Frage nach, wie gut immunhistochemisch als MA klassifizierte TNBC auf das nicht-steroidale Antiandrogen Darolutamid ansprechen und inwiefern die Wirkung dabei vom Ausmaß der AR-Aktivität abhängt.

An der START-Studie beteiligten sich zwischen 2018 und 2021 45 Kliniken in Frankreich: 94 Personen (medianes Alter 65 Jahre) mit einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierten TNBC hatten im Vorfeld maximal eine Chemotherapielinie aufgrund des fortgeschrittenen Stadiums absolviert. Alle Tumoren exprimierten den AR. 

61 Erkrankte erhielten Darolutamid, die übrigen 33 Capecitabin. Zusätzlich unterzog das Wissenschaftler:innenteam die TNBC von 52 bzw. 25 Patient:innen einer Transkriptomanalyse: Mittels mRNA-Profiling identifizierten sie Tumoren mit geringer (MAlow) bzw. hoher (MAhigh) AR-Aktivität. Primärer Endpunkt war der klinische Nutzen (Komplettansprechen, partielle Response oder Krankheitsstabilisierung) nach 16 Behandlungswochen im Gesamtkollektiv und in der Gruppe der MAhigh Tumoren.

Nach median 22,5 Monaten hatten 29 % der mit Darolutamid, aber 59 % der mit Capecitabin Behandelten einen klinischen Nutzen aus der Intervention gezogen. Das mediane PFS betrug 1,9 Monate bzw. 7,2 Monate und das mediane OS 17,7 Monate vs. 18,1 Monate. 

21 Karzinome der Darolutamid- und 12 der Capecitabin-Gruppe wiesen gemäß Transkriptomanalyse eine hohe AR-Aktivität auf. Innerhalb des Darolutamid-Arms hatten nach 16 Behandlungswochen 57 % der Patient:innen mit MAhigh, aber nur 16 % derjenigen mit MAlow Tumoren einen klinischen Nutzen (p = 0,002).

Sicherheitsprofil

Die häufigsten drittgradigen unerwünschten Ereignisse umfassten das Hand-Fuß-Syndrom (Darolutamid 0 vs. Capecitabin 6 %) sowie Kopfschmerzen (5 vs. 0 %). Höhergradige unerwünschte Ereignisse beobachteten die Forschenden nicht.

Anhand der transkriptomisch bestimmten AR-Aktivität lassen sich möglicherweise diejenigen TNBC identifizieren, die gut auf das Antiandrogen Darolutamid ansprechen, unterstreichen die Studieninitiator:innen. Sie hoffen, dass sich das prädiktive Potenzial dieses Biomarkers in weiteren Untersuchungen bestätigen lässt. Perspektivisch sei nun unter anderem zu prüfen, inwiefern Kombinationen aus Antiandrogenen und anderen Behandlungen, beispielsweise Immuntherapien, einen Vorteil bieten.

Die Prognose des TNBC ist angesichts der spärlichen Optionen insgesamt schlecht, betonen Dr. ­Nithya ­Sridhar vom Baylor College of Medicine in Houston und Prof. Dr. Dr. ­Naoto ­Ueno von der Universität Hawaii in Honolulu.2 Hoffnung verspricht laut der französischen Studie – zumindest für androgen-sensible Tumoren – die antiandrogene Therapie. Allerdings geben die beiden Forschenden zu bedenken, dass die Studienpatient:innen letztlich stärker von Capecitabin als von Darolutamid profitierten. Zudem bemängeln sie die geringe Fallzahl der Untersuchung. Bis Antiandrogene tatsächlich ein fester Bestandteil der Brustkrebstherapie werden können, ist es noch ein weiter Weg, meinen sie. Beispielsweise fehle bislang eine präzise Definition der AR-Positivität.

Quellen:

1.    Bonnefoi H et al. Lancet Oncol 2025; 26: 355-366; doi: 10.1016/S1470-2045(24)00737-X

2.    Sridhar N, Ueno NT. Lancet Oncol 2025; 26: 271-272; doi: 10.1016/S1470-2045(25)00029-4
 

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Das Ansprechen auf Darolutamid schien mit der Aktivität des Androgenrezeptors zu korrelieren. Das Ansprechen auf Darolutamid schien mit der Aktivität des Androgenrezeptors zu korrelieren. © Crystal light - stock.adobe.com