Therapieoptionen für das metastasierte Mammakarzinom erweitert

AGO Mamma 2025 Birgit-Kristin Pohlmann

Die AGO Mamma erneuert jährlich ihre Therapieempfehlungen. Die AGO Mamma erneuert jährlich ihre Therapieempfehlungen. © madedee - stock.adobe.com

Die AGO Mamma hat im Rahmen des jährlichen Updates der Empfehlungen die Optionen für die medikamentöse Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms erweitert. Für die Patient:innen bedeutet dies immer individueller zugeschnittene Möglichkeiten.

Die endokrinbasierte Kombinationstherapie mit einem CDK4/6-Inhibitor ist und bleibt Standard für die Erstlinie des HR+/HER2- metastasierten Mammakarzinoms (mBC) – bislang allerdings mit der Einschränkung, dass bei hohem Remissionsdruck eine Chemotherapie erwogen werden sollte. 

Forschende haben in mehreren prospektiven klinischen Untersuchungen – zuletzt in der Phase-4-Studie ­PADMA der German ­Breast Group (GBG) – gezeigt, dass die endokrinbasierte Behandlung auch im Falle eines hohen Remissionsdrucks, unter anderem bei Patient:innen mit multiplen Metastasen inkl. viszeraler Filiae, eine mindestens ähnliche Wirksamkeit erzielt wie eine Chemotherapie. Wie Prof. Dr. Peter Dall, Klinikum Lüneburg, erläuterte, empfiehlt die AGO Mamma die endokrinbasierte Erstlinienbehandlung mit einem CDK4/6-Inhibitor jetzt vorzugsweise auch bei hohem Remissionsdruck (++).1

Für Erkrankte mit HR+/HER2- mBC und endokriner Resistenz plus PIK3CA-Nachweis kann die endokrinbasierte Erstlinientherapie um den PIK3CA-Inhibitor Inavolisib erweitert werden. Grundlage hierfür ist die INAVO120-Studie. Darin hatte die Kombination aus Palbociclib/Fulvestrant plus Inavolisib bei besagten Patient:innen das mediane progressionsfreie Überleben gegenüber Palbociclib/Fulvestrant mehr als verdoppelt (HR 0,43; p < 0,0001). Die Erstlinientherapie mit Palbociclib/Fulvestrant/Inavolisib erhielt eine Plus-Bewertung und ist damit eine Kann-Option (1b A +).

Die Nachbeobachtungszeit ist mit gut 21 Monaten noch relativ kurz. Zudem sei Inavolisib noch nicht zugelassen, für die Dreierkombination werde das aber erwartet, so Prof. ­Dall. Wichtig sei, bei Verdacht auf eine endokrine Resistenz frühzeitig eine PIK3CA-Testung durchzuführen. Die Patient:innen in der INAVO-Studie waren nach abgeschlossener adjuvanter endokriner Behandlung innerhalb von einem Jahr progredient gewesen.

Liegen keine therapierelevanten Mutationen vor, kann nach Versagen der endokrinbasierten Erstlinienbehandlung mit einem CDK4/6-Hemmer in der zweiten Linie erneut eine endokrin- und CDK4/6-Inhibitorbasierte Strategie eingesetzt werden. Dieser Ansatz des sog. Treatment-beyond-Progression (TbP) wurde aufgewertet (2b B +) und ist eine Option unter der Voraussetzung, dass sowohl die endokrine Behandlung als auch der CDK4/6-Inhibitor gewechselt werden, berichtete Prof. Dr. ­Christoph ­Mundhenke, Klinikum Bayreuth.1

Eine wichtige Neuerung jenseits der Erstlinientherapie des HR+/HER2- mBC betrifft den Einsatz von Olaparib. Die AGO Mamma empfiehlt die Substanz jetzt auch für Personen mit einer somatischen BRCA1/2-Mutation (sBRCA1/2) oder einer PALB2-Alteration in der Keimbahn (gPALB2;  jeweils 2b B +). Zugelassen ist Olaparib derzeit allerdings nur für Patient:innen mit BRCA1/2-Mutationen in der Keimbahn (gBRCA1/2).

Frühzeitig NGS-Panel anfordern

Da die Wahl der medikamentösen Therapie mittlerweile von vielen molekularen Veränderungen abhängt, erinnerte Prof. ­Lüftner daran, frühzeitig zu testen – am besten vor Behandlungsbeginn – und idealerweise ein NGS-Panel anzufordern. Nur so lasse sich das Vorgehen individuell planen und könnten die therapeutischen Möglichkeiten optimal genutzt werden.

Der Stellenwert der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC) nimmt auch beim HR+/HER2- mBC stetig zu, berichtete Prof. Dr. Diana ­Lüftner, Immanuel Klinik Märkische Schweiz.2 Unverändert bleibt die Doppelplus-Empfehlung für T-DXd (falls HER2low) und Sacituzumab-Govitecan bei Nachweis einer endokrinen Resistenz und Vorbehandlung der metastasierten Erkrankung mit einer klassischen Chemotherapie (jeweils 1b A ++).

Für T-DXd gab es vor dem Hintergrund der DESTINY-Breast06-Daten eine Erweiterung. Die AGO Mamma empfiehlt die Substanz bei HER2low-Nachweis jetzt auch als Option (1b B +) für Patient:innen ohne vorangegangene Chemotherapie, wenn eine endokrinbasierte Behandlung nicht infrage kommt. Damit rückt T-DXd eine Linie nach vorne und kann bereits unmittelbar nach Ausschöpfen der endokrinen Regimen eingesetzt werden, betonte Prof. ­Lüftner. Im Einzelfall ist T-DXd für diese Erkrankten auch eine Option, wenn ein HER2ultralow-Status vorliegt (2b B +/-).

Für Patient:innen mit HR+/HER2+ (tripel-positivem) mBC gab es zwei wichtige Änderungen

  • Die endokrinbasierte Erhaltung mit Palbociclib plus Trastuzumab/Pertuzumab nach Induktionschemotherapie erhielt vor dem Hintergrund der PATINA-Studie eine Plus-Empfehlung (1b A +). Die zusätzliche Gabe von Palbociclib zur endokrinen Therapie in Kombination mit Trastuzumab/Pertuzumab verlängerte das mediane PFS signifikant im Vergleich zur alleinigen endokrinen Behandlung plus Trastuzumab/Pertuzumab (HR 0,74; p = 0,0074). Aufgrund der fehlenden Zulassung muss die Kostenübernahme beantragt werden.
  • Für Patient:innen mit tripel-positivem mBC, bei denen keine Chemotherapie eingesetzt werden kann oder die Betroffenen diese ablehnen, empfiehlt die AGO Mamma seit 2024 die Kombination Abemaciclib/Fulvestrant plus Trastuzumab (2b B +). Mit Ribociclib steht jetzt eine zweite endokrinbasierte Therapie zur Verfügung, die mit Trastuzumab/Pertuzumab kombiniert wird und im Einzelfall eine Option ist (3b C +/-). In der deutschen ­DETECT-V-Studie erreichte die chemotherapiefreie Behandlung sowohl einen PFS- als auch einen Gesamt­überlebensvorteil gegenüber einer Induktionschemotherapie mit nachfolgender endokrin-/anti-HER2-basierten Erhaltung. 

Zukünftig sei zu hoffen, dass routinemäßig auf eine Induktionschemotherapie verzichtet werden könne, betonte Prof. ­Lüftner. Derzeit müsse ein Kostenübernahmeantrag gestellt werden.

Quellen:

1.    Dall P und Mundhenke C. AGO Mamma State of the Art Meeting 2025; Vortrag „Endokrin-basierte und zielgerichtete Therapie met. Mammakarzinom“

2.    Lüftner D und Hartkopf A. AGO Mamma State of the Art Meeting 2025; Vortrag „Chemotherapie mit oder ohne zielgerichtete Substanzen beim met. Mammakarzinom“
 

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