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Erkrankte profitieren von zusätzlicher Palbociclib-Gabe

An der offenen Phase-3-Studie PATINA nahmen 518 Patient:innen mit HR+/HER2+ metastasiertem Mammakarzinom (mBC) nach abgeschlossener Induktionstherapie teil. Eingeschlossen wurden nur Betroffene, die darunter mindestens eine Stabilisierung der Erkrankung erreicht hatten, betonte Prof. Dr. Otto Metzger, Dana-Farber Cancer Institute, Boston.1 Die Induktion bestand aus 6–8 Zyklen einer Chemotherapie (Taxan/Vinorelbin) plus einer HER2-gerichteten Behandlung mit Trastuzumab ± Pertuzumab. Jenseits der Induktionstherapie durften die Patient:innen in der metastasierten Situation nicht vorbehandelt sein. Gut 70 % hatten jedoch bereits (neo-)adjuvant eine HER2-gerichtete Therapie erhalten.
Alle Erkrankten erhielten eine HER2-gerichtete Therapie mit Trastuzumab ± Pertuzumab plus eine endokrine Behandlung (Aromatasehemmer oder Fulvestrant). Im experimentellen Arm bekamen sie zusätzlich den CDK4/6-Inhibitor Palbociclib. Nach einem medianen Follow-up von knapp 4,5 Jahren betrug das mediane PFS 44,3 Monate versus 29,1 Monate im Kontrollarm. Der absolute Unterschied von 15,2 Monaten entspricht einer signifikanten relativen Risikoreduktion um 26 % (HR 0,74; p = 0,0074). Nach 60 Monaten waren noch 43,2 % der Patient:innen im Palbociclib-Arm ohne Tumorprogression gegenüber 33,4 % in der Kontrollgruppe.
Palbociclib zeigt klare Vorteile
Klare Vorteile zeigten sich auch beim Therapieansprechen mit einer Clinical-Benefit-Rate (CBR) von 89,3 % vs. 81,3 % (p = 0,01). Nach fünf Jahren lebten noch 74,3 % der Teilnehmenden im Palbociclib-Arm versus 69,8 % im Kontrollarm (HR 0,86). Durch die Kombination mit dem CDK4/6-Inhibitor traten mehr Nebenwirkungen auf, insbesondere Neutropenien (Grad 3: 63,2 %; Grad 4: 4,6 %), die sich aber laut dem Experten handhaben ließen. Zu achten sei zudem auf Diarrhöen, die im Palbociclib-Arm ebenfalls zunahmen (Grad 3: 11,1 %). Insgesamt, so Prof. Metzger, lag die Rate an Nebenwirkungen vom Grad 4 oder höher in beiden Studienarmen jedoch in einem ähnlichen Bereich (12,3 % vs. 8,9 % im Kontrollarm; p = 0,21). Die Abbruchrate wegen Toxizitäten betrug mit Palbociclib 7,5 %.
Laut dem Referenten stützen die Ergebnisse den Ansatz, durch die zusätzliche CDK4/6-Inhibition eine anti-HER2- und eine endokrine Resistenz beim HR+/HER2+ mBC zu überwinden. Eine Hinzunahme der CDK4/6-Inhibition avanciere zukünftig möglicherweise zu einem neuen Standardvorgehen gegen doppelt positive, fortgeschrittene Mammakarzinome.
Dem schloss sich Prof. Dr. Sara A. Hurvitz, Fred Hutchinson Cancer Center, University of Washington, Montlake, an.2 Das mediane PFS von 44,3 Monaten im Palbociclib-Arm bezeichnete sie als „historisch“. Die Kollegin wies darauf hin, dass auch die neuen ADC den Therapiealgorithmus verändern werden. Die Zukunft sieht sie in einer personalisierten Therapie. Dazu sei es nötig, die Patient:innen besser selektieren zu können und weitere Biomarker in Studien zu definieren.
Quellen:
1. Metzger O et al. SABCS 2024; Abstract GS2-12
2. Hurvitz SA. SABCS 2024; Discussant „Beyond proof of concept: evidence to support use of CDK4/6i for HER, too“
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