
HER3-gerichtetes ADC mit vielversprechender Wirkung

Präklinischen Daten zufolge spielt der HER3-Signalübertragungsweg bei HR+ Brustkrebs eine Schlüsselrolle. Gegen HER3 gerichtete Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC) haben in jüngerer Zeit ihre Wirksamkeit beim Mammakarzinom bewiesen. Das neue ADC Patritumab-Deruxtecan besteht aus einem HER3-gerichteten Antikörper, der über einen spaltbaren Linker an einen Topoisomerase-I-Inhibitor gebunden ist.
An der von Prof. Dr. Aleix Prat, Clínic Barcelona, Hospital Universitari, vorgestellten neoadjuvanten Phase-1-Studie SOLTI TOT-HER3 nahmen 77 Frauen teil (s. Kasten).1 Die Ansprechrate auf die Einmaldosis von Patritumab-Deruxtecan (HER3-DXd) betrug 45 %, davon knapp 23 % Komplettansprechen (N = 14).
Details zu SOLTI TOT-HER3
Frauen oder Männer mit primärem, operablem, therapienaivem, HR+/HER2- Mammakarzinom (≥ 1 cm) konnten an der Studie teilnehmen. Eingeschlossen wurden 77 Frauen. An einer Gewebeprobe erfolgte die ERBB3(HER3) mRNA-Analyse, was 42 Tage in Anspruch nahm. Anhand der prätherapeutischen ERBB3-Level wurden die Erkrankten dann in vier Kohorten eingeteilt: hohe, intermediäre, geringe und sehr geringe ERBB3-Expression. Alle erhielten eine Einmaldosis HER3-DXd à 6,4 mg/kg. Zudem wurde bei allen Studienteilnehmerinnen der intrinsische Subtyp erneut bestimmt. 52 % der Patientinnen hatten ein Luminal-A-Mammakarzinom, 41 % Luminal-B, 3 % HER2+ und 4 % basal-like.
CelTIL korreliert bei allen Subtypen mit pCR
Gegenüber Baseline war der CelTIL-Score, der das Verhältnis von Tumorzellen und tumorinfiltrierenden Leukozyten (TIL) angibt, an Tag 21 signifikant erhöht (p < 0,001) – jedoch nur bei Patientinnen, die auf die Therapie mit einer partiellen oder kompletten Remission ansprachen. Die 34 Non-Responder wiesen hingegen keinen erhöhten Score auf.
Ein nicht-luminaler Subtyp und hohes Rückfallrisiko waren mit einer besonders starken Immunzellinfiltration assoziiert. Wie Prof. Prat erklärte, korreliert der CelTIL-Score bei allen Sybtypen des frühen Brustkrebs mit dem Erreichen einer pathologischen Komplettremission nach neoadjuvanter Therapie.
Die Einmalgabe von HER3-DXd induzierte die Expression immunassoziierter Gene und hemmte die Expression von Proliferationsgenen. Weder das klinische Ansprechen noch der Anstieg des CelTIL-Scores korrelierten mit der ERBB3-Expression bzw. mit dem immunhistochemisch nachgewiesenen HER3-Level zu Studienbeginn, so der Referent.
Unerwünschte Ereignisse umfassten weitestgehend Grad 1/2. Die häufigste Grad-3/4-Nebenwirkung waren Neutropenie bei sechs Patientinnen, ein ALT-Anstieg bei zwei und Diarrhö bei einer Frau.
Die Diskutantin Prof. Dr. Rebecca Dent, National Cancer Center Singapur, betonte, dass die steigenden TIL-Werte nach einer einzigen intravenösen Applikation von HER3-DXd bemerkenswert seien.2 Mit Blick auf die beobachtete Hochregulierung immunassoziierter Gene erwartet Prof. Dent größere Studien mit Spannung. Die SOLTI-TOT-HER3-Studie läuft weiter, es werden Patient:innen mit TNBC rekrutiert. In der neoadjuvanten SOLTI-VALENTINE-Studie steht zudem HER3-DXd als Monotherapie und kombiniert mit endokriner Therapie bei HER+/HER2- Brustkrebs im Fokus.
1. Prat A et al. ESMO Breast Cancer Congress 2022; Abstract LBA3
2. Dent R. ESMO Breast Cancer Congress 2022; Invited Discussant LBA3
Quelle: ESMO Breast Cancer Congress 2022
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