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Brustkrebs: Adjuvante endokrine Therapie orientiert sich am Prozentsatz HR-positiver Zellen

Die endokrine Behandlung ist Therapie der Wahl für Patientinnen mit hormonsensitivem frühem Mammakarzinom. Ausgangspunkt für den Einsatz einer adjuvanten endokrinen Therapie ist der Nachweis eines positiven Hormonrezeptor-Status. Die Höhe der HR-Expression variiert jedoch und damit möglicherweise auch die endokrine Sensitivität des Tumors. Bei der jährlichen Aktualisierung ihrer Therapieempfehlungen hat die AGO Mamma diesem Umstand Rechnung getragen, erläuterte Professor Dr. Jens Huober, Universitätsfrauenklinik Ulm. Deshalb wurde die endokrine Therapieempfehlung für Mammakarzinome mit niedriger HR-Expression modifiziert.
Empfehlungsgrad wurde reduziert
Unverändert gilt ein Mammakarzinom ab einer HR-Expression von 10 % als endokrin sensitiv. Adjuvante Therapie der Wahl ist für diese Patientinnen die endokrine Therapie (1a A ++), in Abhängigkeit vom Rezidivrisiko ggf. plus vorgeschaltete Chemotherapie. Karzinome mit niedriger HR-Expression (1–9 %) gelten dagegen als endokrin fraglich sensitiv. Hier wurde die Therapieempfehlung für den Einsatz einer endokrinen Therapie auf eine „kann“-Empfehlung (3b D +) reduziert, erläuterte Prof. Huober.
Die AGO-Empfehlung basiert auf einer Metaanalyse mit über 4000 Teilnehmerinnen aus drei großen neoadjuvanten Studien der German Breast Group. Danach verhalten sich Mammakarzinome mit niedriger HR-Expression tumorbiologisch eher wie HR-negative Karzinome. Der behandelnde Arzt sollte mit der Patientin auch den Einsatz einer Chemotherapie abwägen. Nutzen und Risiken sowohl der endokrinen Therapie als auch einer Chemotherapie sollten besprochen werden, so der Referent. Die Rücknahme der Doppelplus-Bewertung bedeute nicht, dass Frauen mit einem endokrin fraglich sensitiven Mammakarzinom keine endokrine Therapie mehr erhalten sollten.
Unverändert vom Menopausenstatus ist die fünfjährige adjuvante endokrine Therapiedauer weiterhin Standard. Für die prämenopausale Patientin bleibt Tamoxifen die Therapie der Wahl (1a A ++). Eine Änderung gab es hier für (neo)adjuvant chemotherapeutisch Vorbehandelte. Bislang galt, dass Patientinnen, die unter der vorangegangenen Chemotherapie postmenopausal geworden waren, aber innerhalb von acht Monaten nach Beendigung der Chemo wieder prämenopausal waren, eine adjuvante endokrine Therapie erhalten sollten – vorzugsweise mit Tamoxifen/OFS (1b B +; < 35 Jahre: 1b B ++).
ASTRRA-Studie sorgt für Änderungsbedarf
Diese Empfehlung hat die AGO Mamma ausgeweitet auf Betroffene, die innerhalb von zwei Jahren wieder prämenopausal werden, weshalb die Ovarfunktion bis zu 24 Monate bestimmt werden sollte. Hintergrund dieser Änderung sind die Daten der ASTRRA-Studie, die bei insgesamt fast 1500 Patientinnen gezeigt haben, dass auch Frauen, die jenseits der bislang gültigen Acht-Monats-Grenze wieder prämenopausal werden, von der adjuvanten Behandlung mit Tamoxifen/OFS profitieren. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate betrug 99,4 %.
Bei der adjuvanten endokrinen Behandlung der postmenopausalen Patientin bleiben die Aromatase-Inhibitoren Therapie der Wahl und werden entweder über fünf Jahre gegeben (1a A ++) oder als sequenzielle Therapie mit Tamoxifen (2–3 Jahre) gefolgt von einem AI bzw. vice versa bis zur Gesamttherapiedauer von fünf Jahren. Gleichwohl betonte Prof. Huober, dass auch für postmenopausale Frauen die adjuvante Behandlung mit Tamoxifen eine Option bleibt (1a A +).
Nutzen und Risiko abwägen
Auf die Compliance kommt es an
Dies gelte speziell bei niedrigem Rezidivrisiko und wenn das Nebenwirkungsspektrum für Tamoxifen spreche. „Tamoxifen ist eine wirksame Substanz und es ist wichtig, dass die Patientin ihre Therapie auch konsequent einnimmt und nicht vorzeitig abbricht“, betonte der Experte.Quelle: AGO Mamma State of the Art Meeting 2020
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