Neue Empfehlungen für frühen Brustkrebs: Individuell behandelt verbessert sich die Prognose

Birgit-Kristin Pohlmann

Das Neoadjuvans variiert je nach Brustkrebs-Subtyp. Das Neoadjuvans variiert je nach Brustkrebs-Subtyp. © Axel Kock – stock.adobe.com

Ist beim frühen Mammakarzinom eine Chemotherapie indiziert, empfiehlt die AGO Mamma bereits seit einigen Jahren das neoadjuvante Therapiekonzept mit primärer Chemo. Dieses wurde nun weiter präzisiert.

Das neoadjuvante Konzept habe mehrere Gesichter und fokussiere nicht nur auf die Chemotherapie, betonte Professor Dr. Christian Jackisch, Brustzentrum und Frauenklinik, Klinikum Offenbach. Es gehe um die „definierte Anwendung einer Systemtherapie vor der definitiven operativen lokalen Sanierung“. Die AGO Mamma spreche daher von der neoadjuvanten systemischen Therapie (NST), die neben der Chemo – ggf. plus zielgerichtete Substanzen – auch die endokrine Therapie umfasst.

Der große Vorteil des neoadjuvanten Therapiekonzeptes ist die In-vivo-Sensitivitätstestung und die Möglichkeit, die weitere Therapieplanung in Abhängigkeit vom neoadjuvanten Therapieansprechen individuell anzupassen. Die postneoadjuvante Behandlung habe sich aus dem neoadjuvanten Konzept entwickelt und ist nur aufgrund der NST überhaupt umsetzbar, so der Referent. Die AGO Mamma habe dies in ihren aktuellen Statements zweifelsfrei hervorgehoben.

Speziell Patientinnen mit erhöhtem Risiko, zum Beispiel mit HER2-positivem oder triplenegativem Mammakarzinom, die unter NST keine pathologische Komplettremission erreichen, können von der postneoadjuvanten Therapieanpassung profitieren. Die NST sei kein Experimentierfeld, um Resultate aus verschiedenen Studien „al gusto“ zu kombinieren, sondern sie ist eine anspruchsvolle Therapie, betonte Prof. Jackisch.

Die NST variiert in Abhängigkeit vom zugrunde liegenden Mammakarzinom-Subtyp. Besteht beim HR+ Mammakarzinom eine Chemotherapie-Indikation, empfiehlt die AGO Mamma neoadjuvant eine dosisdichte Chemotherapie inklusive wöchentlicher Regime mit Doppelplus (++).

Was in der Axilla beachtet werden sollte

Die operative Therapie des Primärtumors in der Brust nach Abschluss der neoadjuvanten systemischen Therapie erfolgt nach den gleichen Kriterien wie bei primärer Operation. Die operativen Interventionen in der Axilla folgen dagegen einem komplexen Algorithmus, den die AGO Mamma tabellarisch zusammengefasst unter www.ago-online.de bereitstellt.

Antikörper sowohl einzeln als auch im Doppelpack

Beim HER2+ Mammakarzinom vergab die Kommission sowohl für den neoadjuvanten Einsatz von Trastuzumab (1b A ++) als auch für die duale Blockade mit Trastuzumab/Pertuzumab ein Doppelplus (2b B ++), jeweils in Kombination mit der neoadjuvanten Chemotherapie. Diese sollte vorzugsweise anthrazyklin-/taxanbasiert sein (++), aber auch eine anthrazyklinfreie Chemotherapie kann eine Option darstellen. Beim triplenegativen Mammakarzinom (TNBC) favorisiert die AGO Mamma dosisdichte sequenzielle anthrazyklin-/taxanbasierte Regime (++). Die Platinsalze erhielten beim TNBC, unabhängig vom BRCA-Status, unverändert eine „kann“-Empfehlung bei erhöhtem Evidenzlevel (1a B +). Bei neoadjuvanter Taxangabe favorisiert die AGO Mamma für das TNBC nab-Paclitaxel gegenüber konventionellem Paclitaxel (1b B +). Keine Änderungen gab es bei den prädiktiven Faktoren für das Ansprechen auf eine neoadjuvante Chemotherapie. Ein Doppelplus vergab die AGO Mamma für den Einsatz bei kleineren und speziell schlecht differenzierten Tumoren (cT1/cT2, N0, G3), solchen mit negativem HR-Status, speziell TNBC, und jenen mit positivem HER2-Status. Prof. Jackisch erinnerte daran, dass die neoadjuvante Therapie aber generell aufgrund der In-vivo-Sensitivitätstestung den Vorteil der individuell angepassten postoperativen (postneoadjuvanten ) Therapie biete.

Quelle: AGO Mamma State of the Art Meeting 2020

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Das Neoadjuvans variiert je nach Brustkrebs-Subtyp. Das Neoadjuvans variiert je nach Brustkrebs-Subtyp. © Axel Kock – stock.adobe.com