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Bei Jugendlichen mit schwer behandelbarer Erkrankung die Adhärenz prüfen

In der Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird das Asthma häufig über- oder unterdiagnostiziert. Sei es, weil die Patienten ihre Symptome untertreiben, eventuell sogar leugnen, oder weil sie diese aggravieren. Außerdem mangelt es oft an der nötigen Adhärenz und viele Patienten sind noch nicht in der Lage, das Therapiemanagement eigenständig in die Hand zu nehmen, so Prof. Dr. Adel Mansur von den University Hospitals Birmingham und Dr. Nagakumar Prasad vom Birmingham Women and Children’s Hospital.
Unerlässlich für die Diagnose eines schwer behandelbaren Asthmas ist zunächst eine fokussierte Anamnese (s. Kasten). Die genauere Abklärung erfolgt dann in mehreren Stufen. Sie dient der Bestätigung der Asthmadiagnose und der Einschätzung von Krankheitskontrolle, Schweregrad, Phänotyp sowie Begleiterkrankungen. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf etwaige Angststörungen, Depression, Belastungsdyspnoe, Störungen des Atemmusters und Hyperventilationssyndrome gelegt werden, denn diese treten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen häufig auf. Außerdem muss man mit induzierbaren laryngealen Obstruktionen, zugrunde liegenden Herzerkrankungen, kongenitalen Malformationen und psychogenem Husten rechnen.
Fokussierte Anamnese
- Beginn der Erkrankung
- Symptommuster
- Allergien und Triggerfaktoren
- Krankheitskontrolle und Schweregrad
- obere Atemwegsbeschwerden
- Störungen des Atemmusters
- psychische Beeinträchtigung
- soziale, schulische und berufliche Situation
Etwa 40–50 % der jungen Patienten mit schwer einstellbarem Asthma machen bei der Therapie nicht richtig mit. Deshalb plädieren die Autoren für eine gezielte Adhärenzprüfung. Erste Erkenntnisse liefert oft schon die Kontrolle der ausgestellten und abgeholten Rezepte. Auch ein deutlich gesteigerter FeNO-Wert trotz hoch dosierter Anwendung inhalativer Steroide (ICS) kann auf Adhärenzprobleme hinweisen, ein Suppressionstest mit kontrollierter ICS-Dosis sorgt für Klarheit. Die Therapietreue zu oralen Stereoiden lässt sich mit einer simultanen Überprüfung sichern: Der verabreichte Wirkstoff ist nachweisbar und das körpereigene Cortisol supprimiert.
Exzessiver Gebrauch von Bedarfsmedikation
Jugendliche und junge Erwachsene zeigen oft eine zu geringe Adhärenz für ICS sowie lang wirksame Betamimetika und Muskarinantagonisten. Gleichzeitig fallen sie durch einen exzessiven Gebrauch kurz wirksamer Beta-2-Agonisten (SABA) auf, was das Risiko für eine unzureichende Kontrolle, Exazerbationen und einen eventuell tödlichen Verlauf erhöht.
Ziel ist ein eigenständiges Krankheitsmanagement, das die Abhängigkeit der jungen Patienten von Ärzten und Eltern reduziert. Ein geeigneter Behandlungsplan sollte es ihnen ermöglichen, den SABA-Gebrauch zu verringern, regelmäßig den Peak-Flow zu messen und die Medikation entsprechend anzupassen. Angestrebt wird eine Reduktion der schweren Exazerbationen auf Null und der kurz wirksamen Betamimetika auf weniger als drei Anwendungen pro Woche sowie eine Adhärenz über 80 %.
Tipps für eine bessere Adhärenz
- zu kompliziertes Therapieschema: Regime vereinfachen (z.B. einmal tägliche Applikation), Inhalator mit Wirkstoffkombination
- Angst vor Nebenwirkungen, schlechter ICS-Geschmack: Inhalationstechnik optimieren, gute Mundhygiene, Inhalatorwechsel
- Vergesslichkeit: feste Applikationsgewohnheiten, audiovisuelle Erinnerung (Smartphone-Apps)
- Verweigerung: Unterstützung (z.B. durch Familie, Altersgenossen), kognitive Verhaltenstherapie
Durch ein effektives Selbstmanagement in Kombination mit der nötigen Therapietreue lassen sich die Symptome meist deutlich lindern, der Bedarf an oralen Steroiden und Biologika geht entsprechend zurück. Ein geringer Prozentsatz wird allerdings weiterhin unter unkontrolliertem Asthma leiden. Bei ihnen richtet sich die Therapie nach dem Phänotyp der Erkrankung, wobei oftmals mehrere Formen gleichzeitig vorliegen. Ausschlaggebend ist dann im Allgemeinen der vorherrschende Typ. Manchmal kann es aber auch sinnvoll sein, zunächst eine nicht-dominierende Form anzugehen und z.B. eine Infektion zu behandeln, bevor Biologika eingesetzt werden.
Bei allergischem Asthma – gekennzeichnet durch erhöhtes Gesamt-IgE, positives spezifisches IgE – empfehlen die Autoren, Kontakte mit dem Auslöser auf ein Minimum zu reduzieren. Therapeutisch kommen Antikörper gegen IgE oder den Interleukin(IL)-4-Rezeptor in Betracht. Bei Typ-2-Inflammation bzw. Eosinophilie (≥ 300 Zellen/µl) können Biologika eingesetzt werden, die sich gegen IL-5, dessen Rezeptor oder gegen den IL-4-Rezeptor richten. Zur Behandlung einer pilzbedingten Erkrankung (SAFS, ABPA*) eignen sich Antimykotika und Kortikoide. Ist die Ursache des Asthmas ein Infekt (z.B. chronische Bronchitis, Bronchiektasen), kann eine Antibiotikaprophylaxe bzw. Langzeitbehandlung mit Makroliden helfen.
Transition frühzeitig und sorgfältig vorbereiten
Ein häufiges Problem in der Adoleszenz ist die Transition vom Pädiater zum Erwachsenenarzt. Diese sollte möglichst früh erfolgen und am besten – je nach mentaler und körperlicher Entwicklung – schon im Alter von 11–13 Jahren beginnen. Wichtig ist die Formulierung eines genauen Transitionsberichts. Dieser sollte sowohl dem zukünftig weiterbehandelnden Facharzt als auch dem Hausarzt ausgehändigt werden, denn beide müssen die aktuelle Situation und den bisherigen Verlauf kennen (Anamnese, Begleiterkrankungen, aktuelle Medikation, Notfallplan etc.). Besonders gut klappt der Übergang, wenn er von einem multidisziplinären Team vorbereitet und begleitet wird.
* schweres Asthma mit Pilz-Sensibilisierung, allergische bronchopulmonale Aspergillose
Quelle: Mansur AH, Prasad N. Breathe 2023; 19: 220025; DOI: 10.1183/20734735.0025-2022
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