Bei Wanderröte genügen zehn Tage Doxycyclin

Dr. Anna-Lena Krause

Das Erythema migrans tritt in verschiedenen Erscheinungsformen auf. Das Erythema migrans tritt in verschiedenen Erscheinungsformen auf. © wikimedia/CDC, James Gathany; wikimedia/Jost Jahn

Immer wieder geben Kollegen Patienten mit Borrelioseverdacht über Monate oder gar Jahre Antibiotika. Dabei reichen 10–21 Tage meist aus. Dauert die Therapie länger, kann das tödlich enden.

Beim Erythema migrans hat sich die einmalige Doxycyclingabe über zehn Tage als sicher und ausreichend erwiesen, berichtete Dr. Julia Fischer, Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln. Erwartungsgemäß treten im Vergleich zur zweiwöchigen Therapie weniger Nebenwirkungen wie z.B. Phototoxizität auf. Zwar können nach abgeschlossener Behandlung durchaus noch unspezifische Symptome vorkommen, die im Verlauf jedoch abklingen.

Liegt eine Neuroborreliose vor – ein vergleichsweise sehr seltenes Krankheitsbild –, besteht laut der aktuellen S3-Leitlinie die Wahl zwischen zwei Regimen mit Doxycyclin (s. Tabelle). Bei der frühen Neuroborreliose sollten Ärzte 14 Tage lang Antibiotika geben, gegen die späte Form bis 21 Tage. Dr. Fischer betonte, dass bisher keine weiteren Studien darüber vorliegen, ob Dosen von weniger als 200–300 mg genügen. Zahlreiche Untersuchungen belegen allerdings, dass längere bzw. zyklische Antibio­tikatherapien nicht indiziert sind.

Behandlungsdauer im Überblick
FrühmanifestationSpätmanifestation
lokaldisseminiertArthritisdisseminiert

10–14 Tage Doxycyclin
2 x 100 bzw. 1 x 200 mg p.o.
oder z.B. bei Schwangerschaft
14 Tage Amoxicillin
3 x 500–1000 mg p.o.

 

alternativ:
14 Tage Cefuroxim-Axetil
2 x 500 mg
5–10 Tage Azithromycin
2 x 250 mg

Neuroborreliose:
14 Tage Doxycyclin*
2–3 x 100 mg p.o. bzw. 1 x 200–300 mg

 

Lymphozytom/ multiple Erythema: 14–21 Tage Doxycyclin oder
Amoxicillin (Dosis wie links)

28 Tage Doxycyclin p.o. erneute Therapie bei Verbesserung der klinischen Symptomatik
14–28 Tage p.o., bei fehlendem Ansprechen Wiederholung der Antibiotikagabe i.v.

Neuroborreliose:
14–21 Tage Doxycyclin 2–3 x 100 mg p.o. bzw. 1 x 200–300 mg
oder 14–21 Tage Ceftriaxon (1 x 2 g), Cefotaxim (3 x 2 g) bzw. Penicillin G (4 x 5 Mio. IE) i.v.

 

Haut:
14–21 Tage Penicillin G oder Ceftriaxon i.v. (Dosis s. oben)

* alternativ laut deutscher S3-Leitlinie Ceftriaxon, Cefotaxim oder Penicillin G

** Empfehlung nach der Leitlinie der Infectious Diseases Society of America

 

Wiederholte Gabe höchstens bei der Lyme-Arthritis

Eine Ausnahme gibt’s für die Lyme-Arthritis. Sie tritt erst nach mehreren Monaten bis Jahren auf und macht 5 % der Borreliosemanifestationen aus. Klassischerweise sind die Knie befallen, es kann aber auch andere große Gelenke treffen. Dann empfiehlt die Infectious Diseases Society of America eine Therapiewiederholung, bei Nichtansprechen i.v. Hinweis der Expertin: Diese Empfehlung beruht lediglich auf klinischen Beobachtungen!

An einem Extrembeispiel erläuterte Dr. Fischer, welche Geschütze manche Kollegen in der Borreliosetherapie auffahren. Eine junge Frau mit diffusen Bauch- und Gelenkbeschwerden, Hautausschlag und Fazialisparese erhält zunächst einige Wochen eine Doxycyclinbehandlung per os, dann infundiert man ihr acht Monate lang Ceftriaxon intravenös. Insgesamt sechsmal fiel die Borrelien­serologie negativ aus, in der elften PCR-Analyse wird schließlich ein Borreliengen nachgewiesen. Aus diesem Anlass wechselten die Ärzte zu einem i.v. Antibiotikacocktail, den die Patientin ebenfalls über mehrere Monate erhält.

Welches Antibiotikum bei Erythema migrans?

In einer systematischen Übersichtsarbeit und Netzwerkanalyse haben Gabriel­ Torbahn­ und Kollegen, Cochrane Deutschland, verschiedene Antibiotikatherapien beim Erythema migrans hinsichtlich des Behandlungserfolgs und unerwünschter Arzneimittelwirkungen untersucht. Verglichen wurden Doxycyclin (10, 14 oder 21 Tage), Amoxicillin (+ Probenecid), Ceftriaxon (+ Doxycyclin), Azithromycin, Cefuroxim-Axetil und Penicillin V. Das Fazit: Insgesamt bestanden keine statistisch signifikanten Unterschiede, die Qualität der Evidenz war allerdings niedrig bis sehr niedrig.

Tod durch septischen Embolus nach i.v. Antibiose über Monate

Aufgrund ihres schlechten Venenstatus legt man einen Hickman-Katheter, über den sie zwei weitere Jahre Cefotaxim und Doxycyclin bekommt. Die Symptome bessern sich durch die „Therapie“ zwar teilweise, doch über den Katheter kommt es zu einer Candidainfektion. Schließlich stirbt die Frau an einem septischen Embolus.

Quelle: 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin

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Das Erythema migrans tritt in verschiedenen Erscheinungsformen auf. Das Erythema migrans tritt in verschiedenen Erscheinungsformen auf. © wikimedia/CDC, James Gathany; wikimedia/Jost Jahn