Tetrazyklinresistenz bei Gonokokken im Fokus

Aufgrund der steigenden Inzidenzen sexuell übertragbarer Infektionen stellt sich die Frage, ob und für wen eine Postexpositionsprophylaxe (PEP) mit Doxycyclin zukünftig offiziell empfohlen werden sollte. Die Doxy-PEP hat sich in zwei Studien bei Hochrisikogruppen in den USA und in Frankreich gegen Chlamydien und Syphilis, aber nur in den Staaten auch gegen Gonorrhö als wirksam erwiesen. Eine Studie rückt daher die Tetrazyklinresistenz der Gonokokken in Europa in den Fokus.

Wie sich nachweisen ließ, lag in 19 Ländern des europäischen Wirtschaftsraums der Anteil der tetrazyklinresistenten Gonokokkenisolate bei durchschnittlich 63 % (Bereich: 14–94 %). In elf Ländern zeigten mehr als 50 % und in sieben Ländern mehr als 70 % der Isolate eine Resistenz. In Frankreich lag der Anteil bei 92 %, in Portugal bei 94 %. Von den in Deutschland untersuchten Proben erwiesen sich 87 % als doxycyclinresistent.

Der für die Berechnungen verwendete Clinical Breakpoint (min. Hemmkonzentration > 0,5 mg/l) bezieht sich jedoch auf die Behandlung von manifesten Erkrankungen, schreiben Prof. Dr. Magnus Unemo von der Örebro-Universität in Schweden und Kollegen. Es bleibe unklar, ob er auch eine Resistenz im Rahmen einer PEP adäquat widerspiegelt. 

Die Wisschenschaftler warnen, dass eine PEP mit Doxycyclin in Ländern mit geringer Resistenzrate zwar kurzfristig die Inzidenz der Gonorrhö senken, jedoch auch eine Selektion von resistenten Stämmen begünstigen könnte. Unabhängig davon bleibt die PEP mit Doxycyclin gegen Chlamydien und Syphilis effektiv. Von einigen Männern, die Sex mit Männern haben, wird sie ohnehin bereits durchgeführt.

Quelle: Unemo M et al. Lancet Reg Health Eur 2024; 38: 100871; DOI: 10.1016/j.lanepe.2024.100871