Betazellfunktion: Geprüfte Interventionen fehlgeschlagen

Friederike Klein

In der RISE-Studie wurden mehrere Ansätze geprüft – auch zusammen. In der RISE-Studie wurden mehrere Ansätze geprüft – auch zusammen. © Fluky – stock.adobe.com

Mit den in RISE geprüften Interventionen ließ sich die Funktion der Betazellen bei Menschen mit gestörter Glukosetoleranz bzw. frisch manifestiertem Typ-2-Diabetes nicht verbessern oder dauerhaft erhalten. Doch es kamen altersbedingte Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen zutage.

Welche Strategie ist am besten geeignet, um die nachlassende Betazellfunktion bei neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes oder Prädiabetes zu erhalten? Metformin, eine frühe Insulin-Bolustherapie, Liraglutid oder metabolische Chirurgie? Um das herauszufinden, wurden im RISE-Studienprogramm die Ansätze in unterschiedlichen Altersgruppen geprüft und zu verschiedenen Zeitpunkten ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) durchgeführt. Am Ende wurde dabei ein Argininbolus verabreicht, um die noch vorhandene Betazellfunktion maximal zu stimulieren, wie Professor Dr. Phil Zeitler, Children‘s Hospital Colorado, USA, erläuterte.

RISE – Ein groß angelegtes Vergleichs­programm

Das RISE-Studienprogramm unterteilt sich in mehrere Substudien, in denen Patienten verschiedener Altersgruppen mit Typ-2-Diabetes bzw. Prädiabetes untersucht wurden:
  • 10- bis19-jährige Teilnehmer erhielten nur Metformin oder initial Insulin glargin mit anschließender Metformin-Therapie über zwölf Monate.
  • Bei den 20- bis 65-jährigen Studienteilnehmern bestand die medikamentöse zwölfmonatige Therapie aus Metformin bzw. Insulin plus nachfolgend Metformin bzw. Liraglutid plus Metformin oder Placebo.
  • Eine weitere Substudie mit 22- bis 65-jährigen adipösen Erwachsenen prüfte auf ähnliche Weise die laparo­skopische Magenbandanlage, um diese mit in den Vergleich einbeziehen zu können. Auch hier gab es einen Kontrollarm mit Metformin-Therapie.

Vor Therapiebeginn war die C-Peptid- und Insulinantwort im oGTT bei pädiatrischen Patienten ausgeprägter als bei Erwachsenen, berichtete Professor Dr. Silva A. Arslanian, Children‘s Hospital of Pittsburgh, USA. Auch der Behandlungseffekt unterschied sich: Bei den Jugendlichen verschlechterte sich die Betazellfunktion unter der Therapie, was sich auch nach Behandlungsende fortsetzte. Bei den Erwachsenen hingegen verbesserte sich die Funktion zunächst oder blieb stabil, nach Therapieende nahm sie dann aber wieder ab. Anhand des oGTT wurden drei Gruppen identifiziert:
  • Patienten mit stetigem Blutzuckeranstieg wiesen ein häufigeres Therapieversagen und eine schlechtere Betazellfunktion auf. Diese reduzierte sich im Studienverlauf besonders rasch.
  • Der günstigste Subtyp mit noch relativ hoher Insulinsensitivität und guter Betazellfunktion zeichnet sich durch einen zweigipfeligen, biphasischen Blutzuckerverlauf im oGTT aus.
  • Ein eingipfeliger Verlauf stellt einen intermediären Typ dar.
Ein biphasischer Verlauf fand sich bei den 10- bis 19-Jährigen mit 18,8 % etwas häufiger als bei den 22- bis 65-Jährigen (8,2 %). Die Insulinsensitivität unterschied sich zwischen den Gruppen mit verschiedenem Verlauf aber nicht, war nur insgesamt bei den Jugendlichen ausgeprägter als bei Erwachsenen. Eine Therapie mit Metformin allein oder mit Insulin glargin gefolgt von Metformin führte in beiden Altersgruppen nicht zu einer Veränderung der Blutzuckerkurven im oGTT. Zudem war ein biphasischer Verlauf im oGTT nicht mit einem günstigeren Therapieergebnis assoziiert. Eine Magenbandanlage führte zwar zu einem deutlichen Gewichtsverlust, dies war jedoch nur mit marginalen Änderungen der C-Peptid- und Insulinsekretion sowie der Blutzuckerkurve im oGTT assoziiert.

Sekretorische Kapazität vermutlich nicht verbessert

Am Ende der kombinierten Liraglutid-Metformin-Therapie zeigte sich bei den erwachsenen Patienten eine deutlich stärkere C-Peptid-Antwort als bei Placebogabe, die sich jedoch durch den Argininbolus kaum mehr steigern ließ. Das könnte laut Professor Dr. David E. Ehrmann, Universität Chicago, USA, darauf hindeuten, dass Liraglutid zwar die C-Peptid-Sekretion und damit Insulinsekretion steigert, aber die sekretorische Kapazität der Betazellen nicht verbessert. Ob dadurch die Betazellfunktion noch schneller erschöpft wird, sollte seiner Ansicht nach überprüft werden.

Kongressbericht: EASD 2019

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In der RISE-Studie wurden mehrere Ansätze geprüft – auch zusammen. In der RISE-Studie wurden mehrere Ansätze geprüft – auch zusammen. © Fluky – stock.adobe.com