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Typ-2-Diabetes: Jugendliche verlieren Betazellfunktion schneller

Als 2019 beim amerikanischen Diabeteskongress die primären Ergebnisse der RISE-Studie (Restoring Insulin Secretion) vorgestellt wurden, war die Enttäuschung groß: Denn mit den untersuchten Therapievarianten ließ sich die Insulinsekretion nicht wieder zuverlässig ankurbeln. Bei Jugendlichen mit Typ-2-Diabetes nahmen Betazellfunktion und Insulinsensitivität sogar rasch weiter ab und waren am Ende der Beobachtungszeit geringer als zu Beginn der Studie.
Erhöhte Glukagonsekretion als Ursache des Insulinanstiegs?
Schon bei Einschluss zeigten jugendliche Teilnehmer höhere Insulinspiegel und – bei gleichem BMI – eine etwa 50 % geringere Insulinsensitivität als Erwachsene, wie Professor Dr. Tom Buchanan, University Los Angeles, erklärte. Außerdem reagierten sie im Clamp-Test mit einem stärkeren Insulinanstieg als aufgrund ihrer Insulinresistenz zu erwarten gewesen wäre. Als Ursache vermutete er eine erhöhte Glukagonsekretion und widmete sich daher der Entwicklung der Alphazellfunktion im Verlauf der Studie.
Dazu werteten die Wissenschaftler die Daten der 350 Erwachsenen und 66 Jugendlichen aus, die bei Einschluss noch nicht mit Metformin behandelt worden waren. Trotz etwas niedrigerer Nüchtern- und Zweistundenwerte im oralen Glukosetoleranztest wiesen die jungen Patienten zu Beginn signifikant höhere C-Peptid- und Insulinspiegel auf.
Die Glukagonspiegel lagen dagegen wider Erwarten sogar niedriger als bei den Erwachsenen. Hohe Glukagonspiegel erklären nach Einschätzung von Prof. Buchanan daher nicht die ausgeprägte Insulinresistenz und die verstärkte Betazellantwort junger Patienten. Es sei vielmehr umgekehrt: Die starke Betazellantwort bei den Jugendlichen supprimiert Glukagon.
Jugendliche benötigen mehr Insulin als Erwachsene
Weitere Analysen ergaben, dass die Betazellen der jungen Teilnehmer deutlich stärker auf Glukose ansprachen und mehr Insulin ausschütteten als die der Erwachsenen – allerdings nur im Stadium der gestörten Glukosetoleranz. Bei manifestem Typ-2-Diabetes schwanden die Unterschiede zwischen Jugendlichen und Erwachsenen, berichtete Professor Dr. Kristina Utzschneider, Universität Washington.
Glukosesensitivität und Insulinsekretion wiederum sanken unter und nach Absetzen der Therapie bei den Jugendlichen weiter steil ab, während sich die Betazellfunktion bei Erwachsenen unter der Behandlung stabilisierte oder sogar eine gewisse Verbesserung zeigte, so Prof. Utzschneider.
„Offenbar benötigen Jugendliche mehr Insulin als Erwachsene, um denselben Blutzuckerspiegel zu kontrollieren“, ergänzte Professor Dr. Kristen Nadeau, Universität Aurora. Diese starke Insulinsekretion als Folge der peripheren Insulinresistenz beschleunige das Betazellversagen. Mit den in RISE getesteten Strategien lasse sich das offenbar nicht verhindern. Prof. Nadeau bezweifelte die Erfolgsaussichten anderer Maßnahmen, die bereits vor Entwicklung einer Dysglykämie beginnen.
Verschiedene Maßnahmen im Test
Kongressbericht: 80th Scientific Sessions der American Diabetes Association
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